"Alan Kurdi" fährt in italienische Gewässer
1. November 2019Die deutsche Organisation Sea Eye, die das Schiff betreibt, teilte mit, der "Alan Kurdi" sei noch immer kein sicherer Hafen zugewiesen worden. "Das Wetter wird immer schlechter, die Leute an Deck werden nass, wir haben am frühen Nachmittag entschieden, dass das Schiff Schutz in der Nähe der Küste suchen muss", sagte Sea-Eye-Sprecher Gordon Isler der Deutschen Presse-Agentur. Man habe die italienischen Behörden informiert. Diese hätten die Entscheidung zur Kenntnis genommen. Das Schiff befinde sich ungefähr fünf Seemeilen vor Marzamemi an der Südostecke Siziliens.
Die Bundesregierung bedauert, dass dem Schiff noch kein Hafen zugewiesen wurde. Man habe Kontakt zu den italienischen Partnern, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin. Die Besatzung der "Alan Kurdi" wartet auf die Erlaubnis zur Einfahrt in einen Hafen, seit sie am Samstag 90 Flüchtlinge vor der libyschen Küste gerettet hat. Die Organisation Sea Eye hatte nach eigenen Angaben am Dienstag die Zusicherung von Innenminister Horst Seehofer bekommen, es sei eine Lösung für die Geretteten gefunden worden.
Zwei Personen durften Schiff bereits verlassen
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden derweil laut Sea Eye zwei Gerettete vom Schiff weggebracht, weil sie dort nicht mehr behandelt werden konnten. Ein Mann, der bei einem Angriff in Libyen verletzt worden sei, sei vom maltesischen Militär in Sicherheit gebracht worden. Eine 20-Jährige sei von der italienischen Küstenwache aufgenommen worden. Die Menschen müssten an Deck schlafen, wo es aber zu windig, kalt und nass sei, um zur Ruhe zu kommen, sagte eine Mitarbeiterin auf dem Schiff. Die Migranten würden immer nervöser, weil sie nicht verstünden, wieso nichts passiert. Sea Eye bezeichnete die derzeitige Situation auf Twitter als "Seeblockade".
Der Sprecher des deutschen Innenministeriums ergänzte, dass mit der kürzlich zwischen Deutschland, Italien, Frankreich und Malta getroffenen Vereinbarung über die Verteilung von Geretteten nach wie vor die Hoffnung verbunden sei, dass Schiffe nicht lange bis zum Einlaufen in einen Hafen ausharren müssten. In den aktuellen Fällen sei das so noch nicht festzustellen, sagte er. Die Verfahren müssten sich noch "einspielen". Das Schiff "Ocean Viking" von "Ärzte ohne Grenzen" und SOS Méditerranée mit rund 100 Flüchtlingen an Bord hatte zwölf Tage warten müssen, bevor ihm am Dienstag ein sizilianischer Hafen zugewiesen wurde.
kle/rb (dpa, epd, ape, kna)