Alarm auf der Raumstation ISS
14. Januar 2015Nach dem möglichen Austritt von giftigem Ammoniak auf der Internationalen Raumstation ISS ist das US-Segment der Anlage evakuiert worden. Der Druck im Kühlsystem dieses Segments sei plötzlich sehr stark gefallen, teilte die Flugleitzentrale bei Moskau nach Berichten russischer Agenturen mit.
Der Austritt von Ammoniak gilt - neben einem Brand und einem Druckabfall - als größte Gefahr für den Außenposten der Menschheit. Der gasförmige Stoff dient unter anderem zur Kühlung des Stromkreislaufs auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde.
Besatzung im russischen Modul
Die US-Astronauten Barry Wilmore und Terry Virts begaben sich nach dem Alarm in großer Eile in den russischen Teil der Station. Die Luke zwischen den beiden Modulen sei geschlossen worden, hieß es.
Neben den beiden Amerikanern arbeiten zur Zeit drei Russen und die Italienerin Samantha Cristoforetti auf der ISS. Ein Mitarbeiter der Europäischen Raumfahrtagentur ESA teilte mit, Cristoforetti befinde sich ebenfalls in dem russischen Modul. Neben dem russischen und dem US-Segment gehören auch ein europäisches und ein japanisches Labor zur Raumstation.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA äußerte sich zurückhaltend zu dem Vorfall. Der Austritt von Ammoniak sei bislang unbestätigt. Sicherheit gehe aber vor. "Wir wissen aber nicht, was Ursache des Alarms war. Möglicherweise war es der Fehler eines Sensors, möglicherweise ein Druckproblem. Wir haben bislang zumindest keine Hinweise auf ausgetretenes Ammoniak", teilte ein Sprecher mit. Man vermute ein Computerproblem. NASA kündigte eine umfangreiche Prüfung aller Systeme der ISS an.
Kooperation im All
Die Astronauten werden zunächst im russischen Modul bleiben. Es gebe genügend Sauerstoff und Lebensmittel, teilten die NASA und die russische Raumfahrtagentur Roskosmos übereinstimmend mit. Die ISS gehört zu den seltenen Projekten, bei denen die USA und Russland seit Beginn der Ukraine-Krise noch kooperieren. Insgesamt beteiligen sich 16 Länder an der Internationalen Raumstation, den Großteil der Kosten tragen jedoch Moskau und Washington.
Der deutsche Astronaut und ehemalige ISS-Bewohner Alexander Gerst hofft, dass die Situation auf der Internationalen Raumstation nicht zu größeren Schwierigkeiten führt. Die Mannschaft sei auf solche Fälle vorbereitet. "Das wird im Training geübt", sagte Gerst der Deutschen Presse-Agentur. "Die Hälfte des Trainings ist Notfalltraining."
Der Geophysiker Gerst hatte von Mai bis November 2014 auf der Internationalen Raumstation gearbeitet und dank seiner Berichte und Bilder aus dem All große Popularität erlangt. Der 38-Jährige bekam am Dienstag von Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen.
wl/uh (dpa, afp)