Albert Speer junior: Leidenschaftlicher Stadtplaner
16. September 2017Albert Speer junior setzte sich für umweltverträgliche Stadtplanung ein, mit Grünflächen und kurzen Wegen zwischen Arbeit und Wohnort. Er schuf lieber nachhaltige Bauten statt monumentaler Wolkenkratzer. Am vergangenen Freitag starb der berühmte Architekt. Einen Sturz in seiner Wohnung hat er trotz anschließender Operation nicht überlebt.
Albert Speer war mit seinem Büro AS & Partner weltweit aktiv und der bedeutendste Stadtplaner seiner Generation. Auch global versuchte er, seine Philosophie von einer nachhaltigen Stadtentwicklung umzusetzen. Dazu gehörten für ihn energieeffiziente Gebäude auf möglichst kleiner Fläche. Ob in Europa, Asien oder Afrika - nach Speers Ansicht konnte überall "intelligent" gebaut werden.
Seiner Wahlheimat Frankfurt war er in vielen Projekten verbunden. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte, Speer sei ein Querdenker gewesen. "Er hat Frankfurt geprägt", sagte Feldmann und verweis auf die Entstehung des bekannten Museumsufers am Main.
Im Schatten seines Vaters
Speer war sehr daran gelegen, in Medien und Öffentlichkeit nicht mit seinem Vater - dem gleichnamigen Chefarchitekten und Rüstungsminister des NS-Diktators Adolf Hitler - in Verbindung gebracht zu werden. Dennoch konnte er dem Schatten seines Vaters kaum entrinnen.
Dabei stellte sich Speer junior stets seiner Familiengeschichte. Zusammen mit zwei Geschwistern beteiligte er sich etwa an Heinrich Breloers dreiteiligem Doku-Drama über den NS-Großbaumeister, den die ARD 2005 ausstrahlte.
Speer wurde 1934 als ältestes von sechs Kindern in Berlin geboren. Nach dem Krieg entwickelte er als Schüler ein Stotter-Syndrom, das er im Erwachsenenalter überwand, indem er sich wiederholt Redesituationen auslieferte. Er absolvierte zunächst eine Schreinerlehre, machte das Abitur nach und studierte dann in München Architektur.
Projekte in der ganzen Welt
Anfang der 60er Jahre arbeitete er in einem namhaften Architekturbüro in Frankfurt. 1964 gründete er sein eigenes Büro. Speer gewann mehrere Wettbewerbe, darunter 1966 den Deubau-Preis. Außergewöhnlich war damals seine Zusammenarbeit mit Soziologen im Städtebau.
Heute hat die Frankfurter Firma AS&P (Albert Speer und Partner) rund 200 Mitarbeiter weltweit und eine Tochtergesellschaft in Shanghai. Das Architektenbüro war unter anderem an der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover und am Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main beteiligt.
Es beriet aber auch die algerische Regierung und hatte Projekte in Saudi-Arabien. Die Verbindung von traditionellem Städtebau mit modernster Infrastrukturtechnologie machte im arabischen Raum Schule. Immer wieder wurde Speer allerdings vorgehalten, dass er für undemokratische Regime wie in Saudi-Arabien und Algerien arbeite. Er selbst wollte leit eigener Aussage dabei auch zur sozialen Entwicklung der Länder und damit hin zur Demokratie beitragen.
gri/rb/gr/pj (dpa)