1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Jetzt bloß kein Bein brechen!

17. April 2018

In sieben Wochen geht es für Alexander Gerst wieder rauf zur ISS - als erster deutscher Commander. Angst? Aufregung? Weit gefehlt. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt wirkte Gerst gelassener und cooler denn je.

https://p.dw.com/p/2wCZl
Deutschland Astronaut Alexander Gerst auf einer Pressekonferenz
Bild: DW/F. Schmidt

Alexander Gerst wirkt entspannt, völlig gelöst steht er da in seinem blauen ESA-Overall. Es ist seine letzte Pressekonferenz, vor seiner wohl wichtigsten Mission. Am 6. Juni startet er zum zweiten Mal zur ISS. Mit dem großen Unterschied, dass er dieses Mal das Kommando übernehmen wird. Als der erste Deutsche überhaupt. Das ist schon was. Ob er gar nicht aufgeregt ist?

Gerst lächelt sein Gerst-Lächeln: "Man wird entspannter je näher der Start rückt, weil dann weniger schief gehen kann", beschreibt er seine Stimmungslage. Das meine er nicht nur gesundheitlich und technisch, sondern auch politisch. Steht der Start kurz bevor, sei es eher unwahrscheinlich, dass eine politische Verstimmung zwischen den ISS-Mitgliedsstaaten - etwa Russland, den Europäern und den USA - der Mission noch einen Strich durch die Rechnung macht. Aber natürlich, fügt er hinzu, passe er auch auf, dass er sich in den letzten Wochen nicht doch noch ein Bein bricht. 

Aber faulenzen ist auch in den letzten Wochen nicht drin. Es gebe noch allerlei zu tun, erzählt Gerst der Journalistenschar. Viele, sehr viele sind sind ins Europäische Astronautentrainingszentrum nach Köln gekommen, um Astro-Alex noch einmal live zu erleben. 

In den nächsten Wochen, so Gerst, werde er hier in Köln noch zahlreiche Briefings durchlaufen, in denen er zum Beispiel die verschiedenen Experimente auf der ISS nochmal durchspielt. Dann werde er drei Wochen in Russland verbringen, um zu lernen, wie das Sojus-Raumschiff gesteuert wird - vor allem das Andockmanöver sei kompliziert, verrät er. 

Mehr dazu: Was Alexander Gerst als ISS-Kommandeur zu tun hat

Die momentanen politischen Spannungen zwischen Russland, den USA und Europa seien keine Gefahr für die Zusammenarbeit auf der ISS, versichert der Astronaut. Im Zentrum stünden immer die wissenschaftliche Kooperation und die Forschung. "Man sieht am Leuchten in den Augen der Forscher, dass der Spirit da ist, dass wir alle zusammenarbeiten. Darauf freue ich mich riesig, es macht wirklich Spaß", schwärmt er.

Etliche Experimente 

Irgendein Lieblingsexperiment hat Gerst nicht. Die Frage danach kontert er mit: "Das ist so als würden Sie fragen, ob sie Mama oder Papa lieber haben."

Insgesamt wird Gerst 65 Experimente durchführen. An 48 davon sind auch deutsche Forscher beteiligt. "Es sind alles Experimente, die wir mit keinem Aufwand der Welt auf der Erde durchführen könnten", betont Gerst. Es gehe stets darum, Dinge zu erproben, die nur in Schwerelosigkeit möglich sind aber auch große Bedeutung haben für unser Leben auf der Erde. Gerst sieht sich dabei durchaus als Versuchskaninchen für medizinische Experimente - Osteoporose, Muskelschwund, so etwas könne man sehr gut im Weltraum erforschen, betont der 41-Jährige. Daneben gebe es zahlreiche Experimente in den Bereichen Umwelt, Klima, Energie, Technologie.

Die Jugend begeistern

Besonders wichtig ist Alexander Gerst, junge Menschen für die Raumfahrt zu begeistern. Für die ganz Kleinen nimmt er zwei in Deutschland berühmte Stofftiere mit zur ISS: Die orangefarbene Maus und den blauen Elefanten aus der Kindersendung "Die Sendung mit der Maus".

Natürlich wird er auch wieder twittern: Bilder schicken und Videos von da oben drehen, um junge Menschen zu begeistern. Für den Weltraum aber auch für die Erde. Denn wir haben nur eine, sagt Gerst. Wir müssen auf unseren fragilen, blauen Planeten aufpassen - diese Botschaft ist ihm wichtig.

Und da gibt es noch etwas, das er für junge Menschen mit nach oben nehmen wird: Astro-Pi, einen kleinen pädagogischen Lerncomputer. Er ist mit zahlreichen Sensoren und einer optischen sowie einer Infrarot-Kamera bestückt.

Schüler können nun in ihrer Klasse Programme für diesen Computer schreiben und diese bei der ESA in einem Wettbewerb einreichen. Die Gewinner dürfen ihre Software im Weltall auf dem Astro-Pi laufen lassen und bekommen die Ergebnisse zurück auf die Erde. "Vieles ist möglich!" Das ist Astro-Alex Botschaft an die nächste Generation: "Ich habe als Kind gesehen, wie die Astronauten im Space Shuttle flogen. Und da habe ich gedacht: Wenn die das können, dann kann ich das vielleicht auch. Diese Einstellung möchte ich an die Kinder weitergeben."