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Alibaba und andere Plattform-Räuber

16. März 2014

Amazon und Twitter müssen sich warm anziehen: Die beiden chinesischen Rivalen Alibaba und Sina Weibo planen ihren Börsengang in New York. Dort wären sie die neuen Stars der Technologiebranche.

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Blick in die Empfangshalle der Alibaba-Zentrale in Hangzhou (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Nach monatelangen Spekulationen hat der Internetversandhändler Alibaba bekanntgegeben, dass er eine Erstemission in den USA anstrebt - und nicht in Hongkong. Der Börsengang könnte ein Volumen von mehr als 15 Milliarden Dollar erreichen. Es wäre der spektakulärste seit dem von Facebook vor fast zwei Jahren.

Nutznießer der prestigeträchtigen und höchst lukrativen Aktion könnte auch die Deutsche Bank werden. Sie soll zu den sechs Geldhäusern zählen, mit denen Alibaba in Verhandlungen steht. Genannt werden ferner Citigroup, Credit Suisse, Goldman Sachs, J.P. Morgan und Morgan Stanley. Den Banken, die Alibaba an die Börse begleiten, winken Gebühren in Höhe von bis zu 260 Millionen Dollar.

Mehr Güter als bei Amazon und Ebay zusammen

Alibaba will im dritten Quartal sein Marktdebüt geben, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr. Den Antrag könne das chinesische Amazon-Pendant bereits im April stellen. Den Marktwert des Unternehmens aus der Stadt Hangzhou taxieren Analysten auf mindestens 140 Milliarden Dollar. Gegründet wurde Alibaba 1999 in der Wohnung des früheren Englischlehrers Jack Ma von diesem selbst und 17 weiteren Personen. Mittlerweile ist daraus ein riesiger Konzern geworden mit Büros in aller Welt und mehr als 20.000 Beschäftigten, über dessen Internetplattformen mehr Güter gehandelt werden als über die der US-Giganten Amazon und Ebay zusammen.

Alibaba steht für 80 Prozent des elektronischen Handels in China, der auch dort immer wichtiger wird. Das Marktforschungsinstitut eMarketer hatte vor kurzem die kompletten Online-Umsätze in der Volksrepublik auf rund 180 Milliarden Dollar veranschlagt. Wichtige Alibaba-Aktionäre sind der japanische Mobilfunk-Konzern Softbank, der 37 Prozent der Anteile kontrolliert, sowie der US-Internet-Pionier Yahoo mit 24 Prozent, der sein Paket im Zuge des Börsengangs aber verringern will.

Auch der zweitgrößte chinesische Internetversandhändler JD.com steht in den Startlöchern und strebt ein Emissionsvolumen von 1,5 Milliarden Dollar an. Er hatte bereits Ende Januar seine US-Börsenpläne bekanntgegeben. In lokalen Medienberichten schätzten Experten den Marktwert des kleineren Alibaba-Rivalen auf mehr als sieben Milliarden Dollar.

Mindestens 60 Millionen tägliche Nutzer bei Weibo

Ein Sina-Weibo-Werbewand (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Twitter-Konkurrent Sina Weibo reichte bereits am Freitag seinen Antrag auf Börsenzulassung in den USA ein. Er will über die Aktienplatzierung bis zu 500 Millionen Dollar einnehmen. Die 2009 gegründete Firma hat nach eigenen Angaben 280 Millionen Nutzer, von denen 60 Millionen täglich aktiv sein sollen. Der Börsenprospekt gibt monatlich 129 Millionen aktive Nutzer an. Wie Twitter wächst auch Sina Weibo rasant, schreibt aber bislang Verluste. Zweitgrößter Aktionär mit mehr als 18 Prozent ist Alibaba.

Da Twitter in China von der Zensur gesperrt ist, haben sich die Mikroblogs entwickelt, die auf Chinesisch "Weibo" heißen. Der Dienst von Sina unterliegt allerdings den chinesischen Zensur-Bestimmungen. Diskussionen über politisch heikle Themen werden systematisch unterdrückt. Westliche soziale Netzwerke spielen in China wegen der Internet-Überwachung praktisch keine Rolle. Sie können nur über meist kostenpflichtige Tunneldienste benutzt werden, die Chinas Internetsperren umgehen.

Alibaba, Sina Weibo und Co. sind in den USA bisher weitgehend unbekannt. Aber ihre Größe und Finanzkraft zeigt, dass neue Schwergewichte aus Asien die globale Internet-Arena betreten. Sie wollen vom High-Tech-Boom mit steigenden Aktienkursen profitieren. Insbesondere Internetunternehmen sind an der Wall Street angesagt. Das hatte zuletzt das erfolgreiche Debüt des Kurznachrichtendienstes Twitter bewiesen. Mit ihrer Entscheidung für New York wollen sich die chinesischen Unternehmen zugleich etwas von der scharfen Zensur in ihrer Heimat lösen. Für die Börse in Hongkong bedeutet dies einen herben Rückschlag. Alibaba forderte sie zwischenzeitlich ohne Erfolg zu einer Änderung der Listingregeln auf. Inzwischen sind beide Seiten wieder im Gespräch, und der Konzern schließt eine Börsennotierung auch in China nicht aus.

sti/qu (dpa, rtr)