Alles, außer Geld
17. Dezember 2005Die Absicht des frischgebackenen Altkanzlers Gerhard Schröder, die Oberaufsicht über das russisch-deutsche Projekt einer Gaspipeline durch die Ostsee zu übernehmen, beschäftigt das politische Berlin. Eine "Aktuelle Stunde" lang debattierte darüber sogar der Bundestag.
"Instinktlos", "Schwerer Schaden für das Ansehen der Politik", "Fall von Selbstversorgung", meinten die einen, weil Schröder noch als Bundeskanzler das Projekt mit Duzfreund Wladimir Putin eingerührt hatte.
Man kennt sich
"Neiddebatte" konterten die anderen, Schröder sei genau der richtige Mann für dieses strategisch wichtige Projekt zur künftigen Energieversorgung Westeuropas. Schröders einstiger Kampfgefährte Müntefering, sichtlich gereizt, nannte die Parlamentsdebatte sogar eine "Juxveranstaltung". Den größten Lacherfolg dabei hatte Klaus-Uwe Benneter, der einstige SPD-Generalsekretär und jetzige Abgeordnete. Im Bemühen, Freund und Genossen Gerhard vor dem Vorwurf der "Abzocke" in Schutz zu nehmen, behauptete er: "Über Geld, über Geld, ist überhaupt noch nicht geredet worden." Das Gejohle im Saal war unüberhörbar und viel sagend. Man kennt sich selbst, man kennt die anderen.
Und die "Leipziger Volkszeitung" hatte einem Gazprom-Manager in Moskau die Information entlockt, Schröders geplanter Job sei sicher seine 1,5 Millionen Euro Jahressalär wert. Gazprom, der staatliche russische Gaskonzern, besitzt 51 Prozent der Aktien an der Ostseepipeline, deutsche Unternehmen den Rest. Den Verdacht, Russlands Staatslenker Putin habe Freund Gerhard den gut dotierten Job zugeschanzt und erwartet dafür - eine Hand wäscht die andere - dessen Hilfe bei der Eroberung des europäischen Gasmarktes, wird der Altkanzler nicht loswerden.
Empfehlung
Es sei denn, er gibt noch einmal den coolen, den überlegenen Schröder, der zeigt, dass er den schnöden Mammon nicht nötig hat und seinen Kritikern ganz lässig hinwirft: "Wisst Ihr was, Ihr Pappnasen, ich hätte die ganze Sache für umme gemacht." Für umsonst, ohne Millionensalär. Das wär' was. Und bevor sich der politische Gegner von seiner Überraschung erholt, könnte Schröder nachlegen: "Aber weil Ihr mir das sowieso nicht glaubt, dass ich es für umsonst mache, lass' ich es ganz sein."