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Alltag mit Radio-Frequenz-Identifikation

Rolf Wenkel, z. Zt. Hannover14. März 2005

Kundenkarten, Kreditkarten, der Knopf im Ohr bei Kühen: Es gibt wohl kaum ein technisches Produkt, in den man nicht einen kleinen RFID-Mikroprozessor stecken könnte. Datenschützer beäugen diese Technik misstrauisch.

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RFID steht für "Radio-Frequenz-Identifikation"Bild: AP

"Unter RFID muss man sich nichts anderes vorstellen als elektronische Produktetiketten", erklärt Jürgen Kuri von der Computerzeitschrift "c't". "Sie können sowohl im Lagerhaus als auch in den Geschäften dafür genutzt werden, Produkte zu identifizieren, Preise in die Kassen einzulesen und Produktinformationen auszugeben." Aber nicht nur.

Etiketten lesen durch Fernkontakt

Der Vorteil dieser Chips ist, dass sie von einem Lesegerät berührungslos ausgelesen werden können: Es entfällt der Vorgang, jedes einzelne Produkt mit einem Scanner auszulesen. Ganze Warenpaletten können in Zukunft mit nur einem Lesevorgang erfasst werden. Das bringt enorme Vorteile beim Transportieren, Sortieren und Verteilen der Waren.

Ketten wie WalMart oder Metro haben das längst erkannt und setzen diese Technik ein. IDTechEX, eine Unternehmensberatung aus Cambridge, schätzt, dass der globale RFID-Markt bereits 2008 die Summe von sieben Milliarden US-Dollar übersteigen wird. Und Luft nach oben ist genug, denn jedes Jahr werden schätzungsweise 30 Milliarden Kisten und Paletten etikettiert.

Preise sinken

Bislang war die Herstellung dieser Chips noch relativ teuer, aber inzwischen sind die Preise von 50 auf 15 US-Cent pro Chip gesungen - die Technik steht also kurz vor dem Durchbruch. Die Softwarefirma SAP möchte zusammen mit Intel etwas nachhelfen, denn es geht ihnen noch nicht schnell genug. "Es ist in der Tat heute so, dass ein Barcode günstiger ist als ein RFID-Chip", erklärt Christoph Leßmöllmann, bei SAP für Logistik-Lösungen zuständig. "Aber man hofft, dass durch die massive Nutzung dieser Chips die Herstellungskosten nach unten gehen und die Technologie insgesamt günstiger wird als ein Barcode."

Gefahr für den Datenschutz

Die RFID-Chips können noch viel mehr als sich nur Nummern und Zahlen merken. "Sie werden zum Beispiel eingesetzt bei elektronischen Ausweisen, die biometrische Merkmale haben, die Tickets bei der Fußball-Weltmeisterschaft werden damit personalisiert", erzählt Jürgen Kuri. "Das heißt, man kann jederzeit die Person, die so ein Ticket hat oder eine Ware gekauft hat, weiterverfolgen, wenn die Daten nicht gelöscht werden." Im Zweifelsfall werden die Konsumenten völlig gläsern.

Die Firma SAP, die unter anderem ihr Geld damit verdient, Softwarelösungen zu entwicklen, die auf der RFID-Technik basieren, nimmt solche Bedenken nicht einfach auf die leichte Schulter. "Wir haben eine Initiative gegründet, die das Thema Data Privacy rund um die RFID-Technologie aufgreift", sagt Christoph Leßmöllmann. "Mit dabei sind Standardisierungsexperten, Firmenvertreter, Datenschutz-Beauftragte, Userverbände, Hacker-Organisationen."

Doch selbst, wenn sich Wirtschaft, Verbraucherschützer und Datenschützer auf gemeinsame Regeln einigen, bietet das noch immer keinen perfekten Schutz gegen das heimliche Auslesen von Daten durch unbefugte Dritte. Jürgen Kuri bringt es auf den Punkt: "Das Grundprinzip des modernen Datenschutzes heißt: Datenvermeidung."