De la Parra: "Mit jungen Musikern kann Magisches passieren"
12. September 2016Bereits im Alter von sieben Jahren spielte sie Klavier, später Cello. Die mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra studierte Komposition und Dirigieren in Mexiko Stadt und New York. Mittlerweile leitet die 35-Jährige diverse Weltklasseorchester als Gastdirigentin bevor sie 2017 ihre Stelle als Musikdirektorin und Chefdirigentin des Queensland Symphony Orchestra, eines der bedeutendsten Orchester Australiens, antritt.
Ihr Konzert im "Palacio de Bellas Artes" in Mexiko Stadt, am 6. Juni 2016, eröffnete Mexikos "Deutschlandjahr". Musiker des Bundesjugendorchesters unterstützten dabei das "Orquesta Escuela Carlos Chávez" bei Werken von Ludwig van Beethoven und Silvestre Revueltas. Am 15. September leitet Alondra de la Parra ein Campus-Konzert des Bundesjugendorchesters zusammen mit dem Landesjugendorchester Nordrhein-Westphalen sowie mexikanischen Solisten, ein Gemineschaftsprojekt des Beethovenfests und der DW. Das Programm enthält unter anderem die Weltpremiere von "Zimmergramm", ein von der Deutschen Welle in Auftrag gegebenes Stück des mexikanischen Komponisten Enrico Chapela.
DW: Im vergangenen Sommer haben Sie junge Musiker aus Deutschland und Mexiko in einem Orchester vereint. Zu was hat das geführt?
Alondra de la Parra: Sowohl das Bundesjugendorchester, als auch das Orchester Carlos Chávez waren sehr gut vorbereitet, deshalb mussten nur noch Klang und Rhythmus in Harmonie gebracht werden. Das war extrem aufregend. Ich war sehr froh darüber, sie sowohl Beethoven als auch Revueltas spielen zu lassen. Beethoven ist überall bekannt, auch in Mexiko, diese Generation deutscher Musiker freut sich auch darüber, unser Repertoire einmal kennenzulernen.
Sie arbeiten oft mit jungen Menschen zusammen? Was ist das Besondere daran?
Ich liebe es, mit ihnen zu arbeiten, weil sie mich auf eine andere Art und Weise herausfordern. Manchmal muss ich etwas erklären, das normalerweise keiner Erklärung bedarf, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Manchmal verstehen junge Musiker etwas sofort, für das Profis sehr lange brauchen. Mit diesem ungeschliffenen Talent können magische Dinge passieren. Außerdem liebe ich gemischte Orchester, weil sie den Musikern eine noch größere Bandbreite an Erfahrungen bieten. Erinnern wir uns daran, dass die Musik die Aufgabe hat, Menschen zu verbinden, damit sie Emotionen, Ideen und Bilder austauschen.
Sie haben Werke von Enrico Chapela dirigiert. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Komponisten und was denken Sie über seine Musik?
Enrico ist seit Beginn meiner Karriere ein Freund und Kollege. Eines der ersten Stücke, das ich in New York dirigiert habe, war "Ínguesu", Musik, die er auf Basis eines Fußballspiels geschrieben hatte. Wir sind sogar auf die gleiche Schule gegangen, nur nicht zur selben Zeit, da er wesentlich älter ist als ich. Er ist ein aufregender Komponist, weil hinter seiner Musik immer eine Geschichte steckt. Seine eingehende Recherche führt dazu, dass am Ende jede Note auf dem Papier ihren begründeten Platz hat. Ich liebe es, mit Enrico zu arbeiten. Es ist wirklich toll mit ihm, über seine Musik zu sprechen und in seinen kreativen Prozess involviert zu sein.
Was können Sie über Chapelas neues Werk sagen, das sie in Bonn dirigieren werden?
Bei Enrico gibt es immer eine Geschichte. Dieses Werk handelt von der Zeit nach der Mexikanischen Revolution und von vor dem Ersten Weltkrieg als sich die Regierungen Mexikos und Deutschlands trafen, um über ein mögliches Bündnis zu verhandeln. Es steckt also eine interessante Geschichte dahinter. In dem Stück kommen verschiedene sowohl deutsche als auch mexikanische Charaktere aus dieser Zeit vor. Außerdem wird ein wundervoller Gitarrist dabei sein: Pablo Garibay. Das ist eine tolle Idee.
Haben sie ein Lieblingsstück von Beethoven?
Natürlich ist jede Note, die Beethoven geschrieben hat, grandios, aber ich denke, meine Favoritin ist "Eroica", seine 3. Symphonie. Sie ist so unfassbar gut geschrieben. In ihr steckt so viel Schönheit und gleichzeitig so viel Tiefe. Dieses Stück hat einfach so viel zu sagen.
Das Interview führte Kathrin Lemke