WHO tauft Coronavirus-Varianten um
1. Juni 2021Mit der Aktion will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vermeiden, dass Länder oder Regionen mit bestimmten Virusvarianten verknüpft werden und Menschen, die dort leben oder von dort kommen, diskriminiert werden. "Kein Land soll für die Entdeckung und die Meldung von Varianten stigmatisiert werden", erklärte die WHO-Epidemiologin Maria Van Kerkhove. Die Neuregelung gilt für Varianten, die als "besorgniserregend" oder als "von Interesse" eingestuft wurden.
Nach dem neuen System heißt die sogenannte britische Variante B.1.1.7 nun Alpha, die erstmals in Südafrika entdeckte Mutante B.1.351 wird zu Beta, die brasilianische Variante P.1 zu Gamma. Bei der sogenannten indischen Variante B.1.617 wird unterschieden zwischen der besorgniserregenden Variante B.1.617.2, die zu Delta wird, und der Variante B.1.617.1, die derzeit als "von Interesse" eingestuft wird. Sie heißt nun Kappa.
Ersatz für schwierige wissenschaftliche Namen
Die griechischen Buchstaben sollten nicht die wissenschaftlichen Bezeichnungen ersetzen, sondern "in der öffentlichen Diskussion helfen", sagte Van Kerkhove. Die wissenschaftlichen Bezeichnungen hätten ihre Vorteile, seien aber schwer auszusprechen und zu behalten, und daher anfällig für eine falsche Wiedergabe, erklärte die WHO. "Deshalb benennen die Leute die Varianten oft nach dem Ort, wo sie entdeckt wurden, was stigmatisierend und diskriminierend ist." Um dies zu verhindern und die öffentliche Kommunikation zu erleichtern, ermutige die WHO nationale Behörden, Medien und andere, die neuen Namen zu übernehmen.
Der Entscheidung für das griechische Alphabet waren monatelange Überlegungen vorausgegangen, wie der daran beteiligte Bakteriologe Mark Pallen berichtete. Dabei hätten die Experten zunächst auch griechische Götter oder pseudo-klassische Wortschöpfungen in Betracht gezogen. Doch die Ideen seien verworfen worden, weil viele der Namen bereits genutzt würden - für Marken, Unternehmen und Außerirdische.
US-Präsident Joe Biden hatte im Mai ein Gesetz gegen Hassverbrechen an Bürgern asiatischer Herkunft in Kraft gesetzt, das zuvor im Kongress mit breiter Mehrheit beschlossen worden war. In den USA gibt es seit Beginn der Corona-Pandemie zunehmend Angriffe auf Menschen asiatischer Herkunft. Aktivisten führen dies auch auf die Verbal-Attacken des früheren US-Präsidenten Donald Trump gegen China zurück. Trump hatte das Coronavirus immer wieder als "China-Virus" bezeichnet, weil es im chinesischen Wuhan zuerst nachgewiesen wurde.
kle/gri (rtr, afp, dpa)