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Ausgegrenzt

Michaela Paul21. März 2012

Diskriminiert und ausgegrenzt - so geht es Homosexuellen und HIV-Infizierten in islamischen Ländern oft. Viele der Betroffenen verschweigen daher ihre sexuelle Neigung oder ihre Erkrankung. Magid el Rabeiy nicht.

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Magid el Rabeiy aus Ägypten ist HIV Positiv (Foto: DW/M.Paul)
Bild: DW/M.Paul

Vor drei Jahren, kurz vor seinem Einzug zum Militär, bekommt der Ägypter Magid el Rabeiy die Diagnose: HIV-positiv. Ein schwerer Schock für den damals 29-Jährigen. Infiziert hat er sich wohl beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann, sagt er. Magid fällt es zunächst schwer, die Krankheit zu akzeptieren. Schuldgefühle plagen ihn und lassen denn schlanken Mann mit den großen, brauen Augen auch nachts nicht zur Ruhe kommen. Wie viele andere Betroffene hat auch er Angst vor sozialer Ausgrenzung. Immer mehr zieht er sich von seiner Umwelt zurück.

Doch schließlich traut sich Magid und erzählt seiner Familie von seiner Krankheit. Sie unterstützt ihn und so findet er einen Weg aus der Isolation. Magid geht sogar noch einen Schritt weiter: Er beschließt, sich als bislang einziger Ägypter öffentlich zu seiner HIV-Infektion und zu seiner Homosexualität zu bekennen. "Die ägyptische Regierung weigert sich noch immer, anzuerkennen, dass es in Ägypten das HI-Virus gibt", sagt er. "Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, mich zu outen." Magid wollte der Regierung damit sagen: "Schaut her, es gibt viele Menschen mit HIV in Ägypten und ich bin der lebende Beweis dafür."

Die rote Aidsschleife (Foto: DPA)
Magid engagiert sich dafür, dass in Ägypten mehr über HIV geredet wirdBild: picture-alliance/dpa

HIV breitet sich aus

UNAIDS zufolge, einem Projekt der Vereinten Nationen, das verschiedene Aktivitäten einzelner Länder im Kampf gegen Aids koordiniert, leben rund 11.000 HIV-Infizierte allein in Ägypten. Besonders schnell breitet sich das Virus unter homosexuellen Männern in dem Land am Nil aus. Studien zufolge haben sich dort bereits fünf Prozent der homosexuellen und bisexuellen Männer mit HIV angesteckt. Magid el Rabeiy ist einer von ihnen.

Bislang gibt es in Ägypten so gut wie keine medizinische Beratung und auch Medikamente sind kaum zu bekommen. Die Situation für die Betroffenen sei miserabel, sagt Magid. Doch der ägyptische Staat verschließe die Augen davor. Einen Grund für diese Ignoranz sieht Magid im Verbot von gleichgeschlechtlichem Sex: "Ägypten ist ein islamisches Land. Und in fast allen arabischen Staaten ist es illegal, wenn Männer mit Männern schlafen. Es gilt als Sünde." Die Haltung vieler religiöser Führer trage dazu bei, dass die Gesellschaft Homosexuelle oder homosexuelle Prostituierte nicht akzeptieren könne. Denn im Islam gelten sie als Kriminelle und Sünder, sagt der heute 32-Jährige.

Das bestätigt auch der Politologe Mahmoud Ayad. "Homosexualität gilt als ganz große Sünde zwischen Menschen und Gott. Wenn das jemand an die Öffentlichkeit trägt, ist das ein Tabubruch." Lange Zeit hätten einige Länder des Nahen Ostens ihre Gesellschaften aus Unwissenheit für "immun" gegen das HI-Virus, gehalten - so auch Ägypten.

Sinneswandel in einigen islamischen Ländern

460.000 Menschen in Nordafrika und im Nahen Osten sollen nach Angaben von UNAIDS derzeit mit dem HI-Virus infiziert sein. Damit hat sich die Zahl in der Region in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht. Neben hetero- und homosexuellem Geschlechtsverkehrs sind verunreinigte Injektionsnadeln von Drogenabhängigen Hauptursache für die Verbreitung des Virus.

Das Logo der AIDS und Hepatitis Tage in München (Foto: DW/M.Paul)
Magid el Rabeiy war als Redner bei den diesjährigen AIDS und Hepatitis Tagen in München zu GastBild: DW/M.Paul

Angesichts einer drohenden Epidemie hat allerdings in einigen Ländern der Region ein Umdenken stattgefunden: Tunesien, Marokko, Jordanien, Libyen und Iran engagieren sich mittlerweile aktiv im Kampf gegen HIV und AIDS und bieten medizinische Beratungen und Behandlungen an. Ein Kampf, der ohne die Unterstützung der religiösen Führer aber aussichtslos sei, sagt Magid el Rabeiy: "Viele Araber sind sehr religiös. Ihnen ist wichtig was erlaubt und was verboten ist. Ein religiöser Führer übt einen großen Einfluss auf die Menschen aus und wird als Hand Gottes betrachtet. Was immer er sagt ist wahr und richtig."

Doch auch Magid el Rabeiy ist für viele HIV-Infizierte in der Region ein Vorbild. Trotz seiner Erkrankung und seiner öffentlich gelebten Homosexualität hat er sich nicht an den Rand der ägyptischen Gesellschaft drängen lassen. Stattdessen hat er die Nichtregierungsorganisation "The Friends of Life" gegründet - eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Rechte von HIV-Infizierten in Ägypten einsetzt.