Als Junior-Botschafter in die USA
3. Mai 2019An einem Konferenztisch der deutschen Botschaft wird die Bedeutung transatlantischer Beziehungen für 18 Schüler und Gasteltern greifbar. 10 Monate Austausch in den USA liegen hinter ihnen und für viele sind die USA in dieser Zeit zu so etwas wie eine zweite Heimat geworden.
Doch bevor es zurück nach Deutschland geht, ist es Zeit zu berichten: Wie haben sie die USA unter Präsident Trump erlebt? Wie hat sich das Bild Amerikas in der Zeit für sie verändert und was werden sie mit nach Hause nehmen?
Die 16-jährige Ilayda Dogan aus Werdohe im Sauerland kam zunächst mit einiger Skepsis in die USA, war dann aber positiv überrascht. "Ich hätte nie gedacht, dass wir kulturell so nahe beieinanderliegen", sagt Ilayda, die bei einer Familie in Haverhill, Massachusetts lebt. Viele Amerikaner hätten großes Interesse an Deutschland und wüssten auch viel über das Land. "Deutschland ist für die Amerikaner nichts Fremdes". Kulturell würden beide Länder "sehr gut" zusammenpassen. Dennoch bleibe ihr Blick auf die politischen Entwicklungen des Landes kritisch.
Eine "spannende, aber auch schwierige Zeit"
Ausgewählt für das PPP-Stipendium hat sie die Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag (SPD), die auch stellvertretende Vorsitzende des Rundfunkrates der Deutschen Welle ist. Seit 1998 ist sie Berichterstatterin des PPP-Stipendiums und wählt wie andere Abgeordnete jedes Jahr einen Stipendiaten aus. Dagmar Freitag spricht von einer "spannenden, aber auch schwierigen Zeit", in der die Schüler das Austauschjahr absolviert haben.
Mit Blick auf Amerikas Abkehr vom Multilateralismus und der "America First"-Politik unter Präsident Trump, sagt Dagmar Freitag, die Bedeutung des Programms werde gerade in Zeiten schwieriger transatlantischer Beziehungen sichtbar, denn "das direkte Gespräch zwischen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten ist das wichtigste, was im Moment zu gegenseitigem Verständnis beitragen kann."
Erste Kontakte in die Politik
1983 gründeten Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP), das auf amerikanischer Seite "USA Congress Bundestag Youth Exchange" (CBYX) heißt. Das Ziel: ein transatlantisches Netzwerk bauen und pflegen, das auf persönlichen Kontakten und Erfahrungen fußt. Seitdem haben mehr als 25.000 Jugendliche auf beiden Seiten des Atlantiks erste Auslandserfahrungen gesammelt. Viele von ihnen besuchten als Schüler eine amerikanische High School oder ein deutsches Gymnasium – und machten Erlebnisse, die ihre spätere Karriere prägten. "Wenn ich meinen eigenen Wahlkreis sehe, haben sehr viele meiner früheren Stipendiaten ein Leben außerhalb Deutschlands geführt", sagt Dagmar Freitag.
Das Besondere des Stipendiums: Bundestagsabgeordnete wählen die Stipendiaten persönlich aus und betreuen sie während des Programms als Paten. Auch die amerikanischen Stipendiaten bekommen einen Abgeordneten als Paten – "wer etwas Glück hat, sogar die Bundeskanzlerin", sagt Michael Reinold von der Bundestagsverwaltung, der das Programm verantwortet. Zuvor steht jedoch ein aufwändiges Auswahlverfahren – erst in der letzten Stufe kommt die Einladung ins Büro eines Abgeordneten, der dann die oft schwierige Entscheidung treffen muss.
Als Praktikantin im US-Kongress
Am Ende steht neben der Erfahrung als Austauschschüler manchmal noch die Chance, US-Politik aus nächster Nähe zu erleben. Ilayda Dogan arbeitete einen Monat lang als Praktikantin für die demokratische Abgeordnete Chellie Pingree aus aus dem US-Bundesstaat Maine. Das habe auch ihre politische Orientierung verändert, erzählt Ilayda. Vor allem aber kann sie jetzt schon mit Sicherheit sagen, dass sie einmal selbst in die Politik möchte.
Vielleicht war das für sie die wichtigste Erkenntnis als Stipendiatin des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms in den USA.