Altersarmut in Deutschland nimmt zu
10. September 2016Der Anteil der über 55-Jährigen, die als armutsgefährdet gelten, stieg von 18,2 Prozent im Jahr 2006 auf 20,7 Prozent im Jahr 2014. Das geht aus Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor, die von der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann ausgewertet wurden, wie die "Passauer Neue Presse" berichtet.
Als von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht gelten Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung haben. Deutschland liegt bei der Armutsgefährdung Älterer knapp unterhalb des EU-Durchschnitts von 20,9 Prozent.
Zum Vergleich: In Norwegen ist der Wert mit 9,3 Prozent weit geringer. Auch die Niederlande (11,9 Prozent) und Schweden (14,5 Prozent) schneiden deutlich besser ab. Dagegen sind in Litauen 37,1 Prozent der über 55-Jährigen von Armut bedroht, in Rumänien sogar 44,2 Prozent. In den Zahlen berücksichtigt sind nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Rentner und Arbeitslose.
"Armut breitet sich zunehmend in Deutschland aus. Sie ist da und kann sich nicht verstecken", sagte die Linken-Abgeordnete Zimmermann der Zeitung. "Um Armut zu bekämpfen, braucht es ein umfassendes Konzept, das bei dieser Bundesregierung nicht zu erkennen ist." Der Mindestlohn müsse auf zwölf Euro erhöht werden und ohne Ausnahmen gelten. "Ältere Erwerbslose dürfen nicht länger abgeschrieben werden, sondern müssen unterstützt werden", so Zimmermann. Dazu gehöre auch die Einführung eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors. Zudem müsse die gesetzliche Rente gestärkt und armutsfest gemacht werden, zum Beispiel durch die Anhebung des Rentenniveaus auf mindestens 53 Prozent.
kle/vk (kna, afp, dpa)