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Am Nanga Parbat kein Risiko gehen

Stefan Nestler24. Juni 2013

Terroristen der Taliban erschossen am Wochenende am Achttausender Nanga Parbat elf Bergsteiger. Einen solchen Angriff hatte es zuvor noch nicht gegeben. Ein Anschlag mit Folgen für Pakistan.

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Der Nanga Parbat in Pakistan (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Mordanschlag am Nanga Parbat hinterlässt selbst Pakistan-Kenner fassungslos. "Wir sind davon kalt erwischt worden", sagt Eberhard Andres, beim deutschen Trekking-Veranstalter "Hauser Exkursionen" für Reisen nach Pakistan zuständig. "Es war wirklich das allererste Mal, dass so etwas vorgefallen ist." Terroristen der Taliban hatten das Basislager an der Westflanke des Nanga Parbat angegriffen und elf Bergsteiger erschossen: drei Ukrainer, zwei Chinesen, zwei Slowaken, einen US-Amerikaner chinesischer Herkunft, einen Litauer, einen Nepalesen und einen Pakistaner. Der Anschlag habe "eine komplett neue Qualität", meint Dominik Müller, Chef der Agentur "Amical Alpin". Auch der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler ist geschockt: "Man hat schon gewusst, dass Pakistan ein heißes Pflaster ist. Aber doch nicht im Norden." Alle rechnen mit negativen Folgen für den Bergtourismus in Pakistan, der nach mageren Jahren in Folge der unsicheren Lage gerade erst wieder dabei war, auf die Füße zu kommen.

Expedition wird gestrichen

Sarg mit einem der Opfer vom Nanga Parbat trifft in Islamabad ein (Foto: picture alliance)
Die Leichen der ermordeten Bergsteiger treffen in Islamabad einBild: Reuters/Sohail Shahzad

"Das verändert natürlich die ganze Lage", sagt der Schweizer Kari Kobler. "Das ist schlecht für Pakistan." Er habe gehört, dass die Armee jetzt 70.000 weitere Soldaten in die Region schicke. "Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein." Als Konsequenz aus dem Anschlag will Kobler eine eigentlich für 2014 geplante Expedition zum Nanga Parbat aus dem Programm streichen.

Kurzfristig muss das Unternehmen "Hauser Exkursionen" reagieren. Am 8. Juli sollte eine Trekkinggruppe nach Pakistan starten, um den Achttausender zu umrunden. "Das macht keinen Sinn, jetzt am Nanga Parbat Risiko zu gehen", sagt Eberhard Andres. "Das können wir uns nicht leisten." Er stehe mit den Kunden in Kontakt, um nach Alternativen zu suchen. "Es wäre aber falsch zu sagen, wir machen Pakistan jetzt für Jahre zu." Für 2013, so Andres, sei das Land „hervorragend gebucht“ gewesen. Die faszinierende Bergwelt Pakistans habe unter Trekkern zunehmend als Geheimtipp gegolten und als Alternative zu den klassischen Routen in Nepal. "Es hat sich herumgesprochen, dass man vor Ort nicht das Gefühl hatte, gefährdet zu sein."

Billiger als Nepal und China

In Pakistan liegen fünf der 14 Achttausender, darunter mit dem K 2 der zweithöchste Berg der Erde. "Die Bergregionen Pakistans sind wunderschön", schwärmt Amical-Chef Dominik Müller. "Nirgendwo sonst auf der Welt hast du so viele 6000er, 7000er und 8000er auf so engem Raum wie dort." In den letzten Jahren war das Land nicht nur wegen der reizvollen Natur, sondern auch des Geldes wegen gefragt. "Der Traum, einen 8000er zu besteigen, ist in Pakistan noch am leichtesten zu erschwinglichen Preisen zu realisieren", sagt Müller. China und Nepal hätten in den letzten Jahren stark an der Preisschraube gedreht, eine 8000er-Expedition in Pakistan koste im Vergleich 1500 bis 2000 Euro weniger. Auch die bürokratischen Hürden sind flacher geworden. Musste man früher zeitaufwändig in Islamabad bei Regierungsvertretern vorstellig werden, können Bergsteiger und Trekkingtouristen die Genehmigungen für ihre Touren jetzt auch in Skardu und Chilas erhalten, zwei Provinzstädten im Norden, in der Nähe der Achttausender.

Blick aus dem Flugzeug auf die Berge des Karakorum (Foto: picture alliance)
Faszinierende Bergwelt des KarakorumBild: picture-alliance / dpa

Polizei-Eskorten auf dem Karakorum Highway

Wie wird es nach dem Anschlag weitergehen? "Wir müssen abwarten, was die Regierung macht", sagt Dominik Müller. Der Amical-Chef war vor drei Jahren letztmals am Nanga Parbat unterwegs und empfand die Lage im Diamir-Tal als problematisch. "Die Clans haben schon damals untereinander Stress gehabt." Dort gebe es keine Militärposten. "Uns war ein Offizier zugeteilt, der uns aber nicht zum Berg begleitet hat." Aufgrund seiner Erfahrungen hatte Müller den Nanga Parbat nicht ins Programm für 2013 aufgenommen. "Die Region war mir zu heiß." In diesem Jahr, so Müller, hätten alle Expeditionsgruppen, die auf dem Karakorum Highway nach Norden gefahren seien, in der Gegend um Chilas nahe dem Nanga Parbat erstmals Polizei-Eskorten erhalten.

Nach Möglichkeit per Flugzeug

Die Veranstalter machen darauf aufmerksam, dass die Lage weiter im Norden, rund um die anderen Achttausender Pakistans, sicher sei. Die Agenturen vor Ort versuchten jetzt, alle Bergsteiger und Trekkingtouristen von Islamabad aus - statt mit Bussen über den Karakorum Highway – direkt per Flugzeug in die Stadt Skardu und auch zurück zu bringen. Das Auswärtige Amt hat nach dem Anschlag vom Nanga Parbat eine "Teilreisewarnung" ausgegeben. Das Außenministerium in Berlin rät, "sich vor Reisen nach Gilgit-Baltistan bei den pakistanischen Reiseveranstaltern und Behörden umfassend über die aktuelle Sicherheitslage zu informieren."