Indonesien startet ambitionierte Impfkampagne
13. Januar 2021Weltweit steigt die Zahl der zugelassenen Corona-Impfstoffe. Indonesien setzt dabei auf das Vakzin des chinesischen Herstellers Sinovac. Mit diesem Mittel hat nun in dem südostasiatischen Inselstaat eine ambitionierte Impfkampagne begonnen. Als erstes bekam öffentlichkeitswirksam Präsident Joko Widodo eine Impfung.
Ziel der Aktion ist es, 181,5 Millionen Menschen auf diese Weise zu immunisieren. Anders als andere Länder will Indonesien nach den Mitarbeitern des Gesundheitswesens und des öffentlichen Dienstes zunächst jüngeren Menschen zwischen 18 und 59 Jahren den Vorrang geben.
Das viertbevölkerungsreichste Land der Erde ist der am schlimmsten von der Pandemie betroffene Staat in Südostasien. "Mit den Impfungen soll die Kette der Coronavirus-Übertragung unterbrochen, die Gesundheit der Menschen geschützt und die Erholung der Wirtschaft unterstützt werden", sagte Widodo.
Nach Einschätzung von Gesundheitsminister Budi Gunadi Sadikin müssen zwei Drittel der 270 Millionen Einwohner geimpft werden, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Indonesien hatte dem Serum CoronaVac aus China am Montag eine Notfallzulassung erteilt.
Indonesische Tests hätten gezeigt, dass CoronaVac eine Wirksamkeitsrate von 65,3 Prozent habe. Brasilianische Forscher hatten am Dienstag von einer gut 50-prozentigen Wirksamkeit berichtet. Zum Vergleich: Der in Deutschland entwickelte Impfstoff von BionTech-Pfizer und der des US-Unternehmens Moderna sollen zu gut 95 Prozent wirksam sein.
Sinkende Infektionszahl in Deutschland
Nach Wochen des zunehmend verschärften Lockdowns scheint in Deutschland die Infektionsrate etwas zu sinken - allerdings lassen sich wegen der geringeren Testzahlen zu Weihnachten und dem Jahreswechsel immer noch keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Aktuell meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) 19.600 neue Corona-Fälle binnen 24 Stunden. Das sind rund 1600 weniger als am Mittwoch vor einer Woche.
1060 weitere Menschen starben in Deutschland an oder mit dem Virus, wie das RKI weiter mitteilte. Der Höchststand von 1188 Todesfällen war am Freitag gemeldet worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz fällt auf 155 von zuletzt 164. Bund und Länder streben an, den Wert der binnen sieben Tagen gemeldeten Ansteckungen pro 100.000 Einwohner auf unter 50 zu drücken, um das Virus unter Kontrolle zu bringen und das Gesundheitssystem zu entlasten.
Diskussion um Masken und Impfpflicht
Um dies zu erreichen, wird in Deutschland auch eine Verschärfung der Maskenpflicht diskutiert. Statt der bislang vielerorts vorgeschriebenen Alltagsmaske - also im Prinzip einem einfachen Stück Stoff - fordert Bayern ab Montag das Tragen von FFP2-Masken - beim Einkaufen und im Nahverkehr. Diese Masken filtern auch beim Einatmen einen Großteil der Erreger aus der Luft, bieten also ein erhöhtes Maß an Sicherheit, sind allerdings nicht längere Zeit wiederverwendbar.
Während die bayerische Landesregierung für diesen Schritt aus dem eigenen Bundesland viel Zustimmung bekommt, sieht Nordrhein-Westfalens Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann eine FFP2-Maskenpflicht skeptisch. "FFP2-Masken können zwar eine etwas höhere Sicherheit bieten - aber auch nur, wenn sie richtig getragen werden", so Laumann. Eine Pflicht zum Tragen dieser Masken müsse daher sehr gut geprüft werden.
Zum ebenfalls bayerischen Vorschlag, eine Impfpflicht für Pflegekräfte einzuführen, kommen weitere ablehnende Stimmen - zum Beispiel von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht: "Die Bundesregierung hat klar gesagt, dass es keine Pflicht zur Impfung gegen Corona geben wird", sagte Lambrecht der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Wenn die Menschen von der Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung überzeugt seien, würden sich die Allermeisten auch impfen lassen.
Es sei eine Frage der Vernunft und der Verantwortung, sich und andere durch die Impfung zu schützen, so Lambrecht. "Das gilt auch dort, wo es ganz besonders auf die Impfung ankommt: in den Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen", sagte die Ministerin.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn lehnte im Deutschlandfunk eine Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte kategorisch ab. "Ich habe im Bundestag mein Wort gegeben: In dieser Pandemie wird es keine Impfpflicht geben", sagte er dem Kölner Sender. "Wir setzen auf Aufklärung und Information", betonte der Gesundheitsminister.
Auch bei Ärztepräsident Klaus Reinhardt stieß der Vorstoß von CSU-Chef Markus Söder auf Widerspruch. Reinhardt sagte der "Rheinischen Post", die Bundesregierung habe wiederholt klargestellt, dass es keine allgemeine Pflicht zur Impfung gegen das Coronavirus geben werde: "Dass das auch für die Beschäftigten im Gesundheitswesen gilt, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein."
Gerade in der Pflege sei das Personal knapp, betonte Reinhardt: "Wenn die Corona-Impfung zu einer Voraussetzung für eine Tätigkeit in diesem Bereich gemacht wird, muss auch geklärt werden, wie die Fachkräfte ersetzt werden, die nicht zu einer Impfung bereit sind."
"Das muss deutlich besser werden"
Etwas aufgeschlossener zeigt sich der Deutsche Ethikrat. Alena Buyx, die Vorsitzende des Gremiums, das die Regierung in ethischen Fragen berät, sagte der ARD, der Ethikrat habe eine allgemeine Impfpflicht zwar ausgeschlossen, es könne aber zulässig sein, unter bestimmten Umständen über eine bereichsbezogene Impfpflicht nachzudenken.
Ein Grund könne zum Beispiel sein, wenn der Schutz von besonders gefährdeten Menschen nur möglich ist, wenn jene geimpft sind, die sie versorgen. Zuvor bräuchte es aber noch "sehr viel mehr Wissen dazu", ob die Impfung eine Ansteckung weiterer Menschen verhindert. "Das wissen wir ja leider noch nicht", sagte Buyx.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet beklagte in einem Interview der Funke Mediengruppe, dass die Impfbereitschaft gerade bei Pflegekräften noch zu niedrig sei: "Das muss deutlich besser werden." Es sei daher richtig, darüber nachzudenken, wie unter Einbeziehung des Ethikrates die Impfquote erhöht werden kann. Eine generelle Impfpflicht in der Bevölkerung lehne er ab, weil sie Vertrauen in den Impfstoff zerstöre.
Verschärfte Einreisebestimmungen
Deutschland reagiert auf die in einigen Ländern grassierenden Corona-Mutationen, die als sehr viel ansteckender gelten, als der bisher bekannte COVID-19-Erreger: Die Einreiseregeln werden verschärft. Rückkehrer aus Regionen mit besonders hohen Inzidenzen oder mutierten Varianten des Virus müssen künftig schon vor der Einreise einen negativen Corona-Test vorlegen.
So steht es in der neue Einreiseverordnung, die das Bundeskabinett jetzt gebilligt hat. Der Nachweis eines negativen Testergebnisses könne bei der Passkontrolle verlangt werden, teilte das Gesundheitsministerium in Berlin mit. Der für den Test notwendige Abstrich darf der Verordnung zufolge nicht länger als zwei Tage her sein. Rückkehrer aus anderen, nicht ganz so stark betroffenen Risikogebieten haben etwas mehr Zeit: Sie müssen spätestens 48 Stunden nach der Einreise einen negativen Test nachweisen.
"Auslandsreisen in Risikogebiete passen nicht zur Pandemielage", sagte Gesundheitsminister Spahn. Wer trotzdem darauf nicht verzichten wolle, müsse sich künftig bei seiner Rückkehr testen lassen. Für alle Reisenden gilt zudem weiter die Pflicht, sich bei Einreise digital anzumelden.
Tschechische Grenzregionen in Not
In den tschechischen Grenzregionen zu Deutschland bleibt die Lage in den Krankenhäusern äußerst angespannt. Vielerorts stehen nur noch vereinzelt Betten für Covid-19-Intensivpatienten frei. Hilfsangebote aus Deutschland liegen bereits vor. Indes zieht es die Regierung derweil vor, Patienten innerhalb Tschechiens zu verlegen. In anderen Regionen gebe es noch Kapazitäten, hieß es in Prag.
Vatikan startet mit Impfungen
Nach einer Befragung sämtlicher Angestellten über ihr Interesse an einer Impfung hat auch der Vatikan mit der Immunisierung seiner Mitarbeiter begonnen. Laut Medien sicherte sich der Vatikan für seine 4500 Mitarbeiter und deren Angehörige 10.000 Dosen des Impfstoffs des Mainzer Unternehmens BioNTech.
Papst Franziskus hatte sich nach eigenen Angaben bereits in den vergangenen Tagen einen Termin für eine Corona-Impfung geben lassen. In einem am Sonntag ausgestrahlten Fernseh-Interview bezeichnete er es als ethische Pflicht, sich gegen das Virus impfen zu lassen, um nicht nur sich selbst, sondern auch andere zu schützen. Auch sein emeritierter Vorgänger Benedikt XVI. wird sich laut Medien immunisieren lassen.
Schweizer Maßnahmen drastisch verschärft
Nach langem Zögern und angesichts der drohenden Ausbreitung von hochansteckenden Virusvarianten verschärft die Schweiz ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie. Ab Montag müssen Läden mit Ausnahme von Anbietern von Gütern des täglichen Bedarfs schließen. Gleichzeitig gelte neu eine Home Office-Pflicht. Zudem ordnete die Regierung an, dass an privaten und öffentlichen Veranstaltungen noch höchstens fünf Personen teilnehmen dürfen. Die Schließung von Restaurants, Kulturbetrieben, Sportanlagen und Freizeiteinrichtungen wird bis Ende Februar verlängert.
AR/uh (rtr, epd, kna, dpa afp, WDR)