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Rückkehr der Büffel

Enrique Gili
10. Januar 2019

Prärie-Indianer und Naturschützer haben damit begonnen, wilde Bisons in Indianerreservaten anzusiedeln. Doch davon sind nicht alle begeistert.

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USA Bisons im Yellowstone-Nationalpark
Bild: picture alliance/All Canada Photos/K. Lang

Der Amerikanische Bison ist ein beeindruckendes Geschöpf. Umhüllt von dichtem braunen Fell, können die Tiere über zwei Meter groß werden und mehr als eine Tonne wiegen. Einst donnerten mehr als 60 Millionen von ihnen über das Grasland Nordamerikas, vom arktischen Alaska bis tief in den Süden zum Golf von Mexiko.

Die Tiere, die umgangssprachlich auch gerne als Büffel bezeichnet werden, waren ein wichtiger Teil dieser Ökosysteme. Für viele Indianervölker waren sie überlebenswichtig. Aber all das änderte sich im 19. Jahrhundert, als europäische Siedler die riesigen Herden systematisch jagten. 1889 waren nur noch rund 540 Bison übrig.

"Wir haben das Bison so gut wie ausgerottet. Das hing zu einem großen Teil mit der territorialen Ausdehnung der europäischen Siedler nach Westen zusammen und mit den Gräueltaten, die an den Indianern verübt wurden", sagt Chamois Andersen, Sprecherin für die Naturschutzorganisation Defenders of Wildlife. 

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Jetzt helfen die Nachkommen dieser Indianer dabei, das Symbol des amerikanischen Westens zurückzubringen, indem sie den Tieren in ihren Reservaten eine neue Heimat geben.

Bisonherde im Wind River Indianerreservat
Die Bisonherde im Indianerreservat Wind River besteht nur aus 28 Tieren, aber es gibt genug Platz zum Wachsen Bild: Jason Baldes

Eine bleibende Verbindung

Einer dieser Nachkommen ist Jason Baldes vom Volk der Östlichen Shoshone. Er leitet auch das Wind River Advocacy Center in Fort Washaki, Wyoming. Das Leben seiner Vorfahren war eng mit den Wildrindern verbunden.

"Statt ins Einkaufszentrum zu fahren, war der Büffel unser Walmart", sagt Baldes. Der Vergleich mit dem riesigen amerikanischen Supermarkt ist nicht abwegig. Die Prärie-Indianer nutzten jeden Teil der Tiere, ob nun für Nahrung, Kleidung und den Bau ihrer Behausungen. Baldes glaubt, der Verlust der Bisonherden sei für sein Volk fast so verheerend gewesen wie die Zwangsumsiedlungen in Reservate durch die US-Regierung. "Ihre Rückkehr ist ein Segen", sagt Baldes.

Seit dem späten 19. Jahrhundert sind die Bisonpopulationen in den USA langsam wieder auf eine halbe Million Tiere gewachsen. Heute leben sie hauptsächlich in Nationalparks und in ein paar Schutzgebieten, ansonsten gibt es kaum Alternativen.

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Indem sie auf das Land der Indianer zurückgebracht werden, können sie ihren Lebensraum wieder vergrößern. Allerdings sieht Baldes diese Bemühungen nicht nur als Artenschutz. Sie bieten für die Indianer auch eine Chance, wieder eine Verbindung zu der Lebensweise zu knüpfen, die vor über einem Jahrhundert ausgelöscht wurde.

Baldes leitet die Wiederansiedlung im Wind-River-Indianerreservat. Er kümmert sich um das allgemeine Wohlergehen einer kleinen Herde wilder Bisons auf einer Weidefläche von rund 120 Hektar im Herzen des ca. 970.000 Hektar großen Reservats.

2016 fing er mit zehn Bisons an; seine Herde ist seitdem auf 28 Tiere gewachsen. Langfristig möchte er einen nachhaltigen Lebensraum für eine viel größere Herde auf einer Fläche von etwa 160.000 Hektar schaffen. Er will mit den Bisons dann so wie mit anderen wilden Arten umgehen, anstatt sie wie Nutzvieh zu halten. So wie es mit Elchen, Grizzlybären, Wölfen und anderen Arten bereits geschieht, die Jäger und Wanderer in die Nationalparks locken. 

Jason Baldes steht auf einem offenen Feld mit Bison im Hintergrund
Jason Baldes kümmert sich um 28 Bisons. Das sind noch nicht viele, aber es sollen deutlich mehr werdenBild: privat

Bison gegen USA

Die Vorfahren von Baldes' kleiner Herde waren wilde, genetisch reine Büffel, die im Yellowstone-Nationalpark knapp vor dem Aussterben gerettet wurden. Heute leben dort etwa 3000 Tiere, aber ein Teil der Herde wird jedes Jahr getötet, um die Population konstant zu halten und Überweidung zu vermeiden.

Zum Vergleich: In den USA leben auf über 400.000 Hektar Indianerland etwa 20.000 Bisons. Sie werden dort für zeremonielle Zwecke, für Nahrung oder für den Artenerhalt gehalten.

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Aber Baldes gibt zu, dass es ein langer Kampf war, das zu erreichen. "Es gibt mächtige Viehzüchter in Montana, Idaho und Wyoming, die gegen diese Bemühungen zur Wiederansiedlung der Büffel sind", sagt er.

Denn: Wilde Bisons können Träger von Rinderbrucellose  sein. Die Tiere haben sich ursprünglich durch den Kontakt mit eingeführten Hausrindern mit der ansteckenden Krankheit infiziert. Doch während die Krankheit bei Nutztieren weitgehend ausgemerzt worden ist, gibt es sie unter wilden Bisons noch. Während sie auf die wilden Träger kaum Auswirkungen zu haben scheint, kann sie für Viehherden verheerend sein.

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In ihrem Kampf sind Tierschützer sogar so weit gegangen, Regierungsbehörden zu verklagen, um das Abschlachten der Bisons im Yellowstone-Nationalpark zu unterbinden. Diese rechtlichen Schritte haben dazu geführt, dass Bisons aus Yellowstone erfolgreich in Reservate in Montana gebracht werden konnten. Die Parkverwaltung von Yellowstone kündigte 2018 außerdem an, überzählige Bisons einzufangen und unter Quarantäne zu stellen, um im ganzen Land krankheitsfreie Herden zu etablieren.

Bison im verschneiten Yellowstone Nationalpark
Amerikanische Bisons donnerten einst über das Grasland von Alaska bis in den texanischen Süden. Nur kleine Populationen wie diese im Yellowstone-Nationalpark sind übrigBild: Imago/blickwinkel/AGAMI/C. Piek

Eine Rückkehr mit Symbolkraft

Im 19. Jahrhundert gab es in den Great Plains etwa 690.000 Quadratkilometer Grasland, nur noch etwa 4 Prozent davon sind intakt. "Es ist wirklich ein bedrohtes Ökosystem", sagt Andersen von Defenders of Wildlife. Naturschützer hoffen, das Bisons wenigstens auf einen Teil dieser ursprünglichen Fläche zurückzubringen.

Für sie ist die Symbolik und die Bedeutung des Bisonschutzes wichtig, weil ihre Präsenz nicht nur die Erinnerung an eine weit entfernte Vergangenheit wachruft, sondern weil sie buchstäblich die Landschaft formt. Die grasfressenden, sich im Matsch suhlenden Tiere schaffen auch Lebensräume für andere einheimische Arten wie Präriehunde. Ihr zotteliges Fell verteilt die Samen einheimischer Pflanzen und ihre riesigen Mengen Urin und Kot sorgen dafür, dass das Grasland gut gedüngt wird.

Wenn alles klappt, hoffen Naturschützer, dass das Bison das Gleichgewicht in einem angeschlagenen Ökosystem wiederherstellen und seine Rolle als Regulator der Prärie wieder einnehmen kann. "Das Bison hat sich mit der Prärie entwickelt und die Prärie hat sich mit dem Bison entwickelt", sagt Andersen. "Es ist eine unglaublich symbiotische Beziehung."