Amnesty prangert Morde auf Philippinen an
31. Januar 2017Polizisten und Todesschwadronen haben laut Menschenrechtlern im Auftrag der philippinischen Regierung Tausende Menschen getötet. Diese Morde im sogenannten Krieg gegen den Drogenhandel kämen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich, hieß es in einem Bericht von Amnesty International. Demnach wurden in den bislang sieben Monaten der Amtszeit von Präsident Rodrigo Duterte bereits mehr als 2500 Menschen von der Polizei getötet. Zudem sollen Killer-Kommandos weitere 4000 Tote auf dem Gewissen haben.
In dem Bericht listet Amnesty insgesamt 59 Todesfälle genauer auf. Darin berichten zwei Auftragsmörder auch, dass ihnen ein Polizeibeamter für jeden getöteten Drogenabhängigen 5000 philippinische Pesos (etwa 94 Euro) gezahlt habe.
Ein Polizeibeamter, der namentlich nicht genannt wurde, sagte: "Wir werden pro 'Begegnung' bezahlt. Die Summe variiert zwischen 8000 und 15.000 Peso (etwa 150 bis 280 Euro) pro Kopf. Wenn sich die Aktion gegen vier Leute richtet, gibt es also mindestens 32.000 Peso." Nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation kommen die Befehle "aus der Regierung von ganz oben".
Amnesty appellierte an Duterte, alle "außergerichtlichen Hinrichtungen" sofort zu stoppen. Andernfalls müsse sich der Internationale Strafgerichtshof damit befassen.
Duterte steht wegen seines Drogenkriegs auch international in der Kritik. Am Montag hatte der Polizeichef der Philippinen, Ronald dela Rosa, die Auflösung von berüchtigten Anti-Drogen-Einheiten bekanntgegeben. Zudem soll intern hart gegen korrupte Beamte vorgegangen werden. Auslöser war der Fall eines südkoreanischen Geschäftsmanns, der vermutlich von Polizisten entführt und dann getötet wurde. Duterte will seine Kampagne aber fortsetzen.
Amnesty bezweifelte die Wirkung der Ankündigung. Auch wenn die Anti-Drogen-Operationen unterbrochen würden, gebe es wenig Hoffnung, dass damit die außergerichtlichen Hinrichtungen aufhörten, denen mehr als 1000 Menschen pro Monat zum Opfer gefallen seien, erklärte die Direktorin der Menschenrechtsorganisation für die Reaktion auf Krisen, Tirana Hassan. "Das ist kein Krieg gegen Drogen, das ist ein Krieg gegen die Armen." Mittlerweile gebe es in dem südostasiatischen Inselstaat eine regelrechte "Mordindustrie".
stu/pab (dpa, epd)