Analog oder Digital - Das ist hier die Frage
27. September 2002"Das Geschäft läuft sehr gut", freut sich Ralf Büscher, Pressereferent von Agfa, im Gespräch mit DW-WORLD. Die Freude ist berechtigt. In Deutschland sollen die Ausgaben für Amateurfotoprodukte in diesem Jahr um sieben Prozent auf rund acht Milliarden Euro steigen. Dieses Wachstum ist vor allem der boomenden Digitalfotografie zu verdanken. Der Verband der Fotoindustrie sagt für 2002 eine Verdoppelung des Absatzes digitaler Kameras gegenüber dem Vorjahr auf 2,4 Millionen Stück voraus. Sie nähern sich nach Angaben des Verbandsvorsitzenden Dieter Werkhausen damit der Verkaufszahl herkömmlicher Fotoapparate, die auf drei Millionen Geräte geschätzt wird.
Analoge Fotografie nicht von gestern
Mit Kameras werde dieses Jahr voraussichtlich 1,4 Milliarden Euro Umsatz gemacht, das bedeutet ein sattes Plus von über 50 Prozent. Der Grund: Der Durchschnittspreis für eine Digitalkamera liegt nach Angaben des Fotoindustrie-Verbandes bei rund 450 Euro, bei einer analogen Kamera nur bei 130 Euro.
Doch die analoge Fotografie ist keineswegs ein Relikt alter Zeiten. "Die Branche hat Dank des Booms der digitalen Kameras wesentliche Impulse erhalten, die Basis wird aber noch für eine lange Zeit die analoge Fotografie bleiben", so Agfa-Vorstand Jesper O. Möller. Dies bestätigt auch Constanze Clauß, Sprecherin des Fotoindustrie-Verbandes: "Der Verbraucher wird nach wie vor analog fotografieren, Firmen investieren daher weiter auch in analoge Technik."
Vom digitalen Schnappschuss zum Erinnerungsfoto
Neue Marktchancen sieht die Branche im Zusammenwachsen analoger und digitaler Technik. "Auch der Benutzer analoger Filme kann die Vorteile der digitalen Technik mit allen ihren Möglichkeiten ausschöpfen", erklärt Agfa-Sprecher Ralf Büscher. So könnten analoge Filme mit Hilfe von digitalen Laborgeräten zum Beispiel auf CD-Rom gespeichert werden. Dadurch sei – wie bei den digitalen Bildern - die Korrektur von falsch belichteten und unscharfen Bildern möglich.
Ein beherrschendes Thema auf der Messe war auch der Weg vom digitalen Schnappschuss zum Erinnerungsfoto für das Familienalbum. Denn Hobby-Fotografen mit Digital-Kamera drücken zwar häufiger auf den Auslöser – schließlich kann man die Bilder ja sofort wieder löschen - erstellen aber bisher kaum Abzüge. Das liegt an den hohen Druckkosten am heimischen PC. Die Industrie wittert hier ihre Marktchance: Moderne Großlabors sollen die Bilder künftig für rund dreißig Cent liefern.
Von dem Umsatzplus in der Fotoindustrie ausgeschlossen blieb bisher der Facheinzelhandel. Trotz Umsatzeinbußen von fünf bis acht Prozent im ersten Halbjahr 2002 erwartet die Branche von der Photokina kräftige Impulse. "Wir rechnen mit einem sehr guten Weihnachtsgeschäft", so Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Technik des Einzelhandels.