Rote Khmer wegen Völkermordes verurteilt
16. November 2018Ein von den Vereinten Nationen unterstütztes Sondertribunal in Kambodscha hat erstmals Vertreter des Rote-Khmer-Regimes wegen Völkermordes verurteilt. Der einstige Chefideologe Nuon Chea (92) und Ex-Staatschef Khieu Samphan (87) wurden des Genozids schuldig gesprochen und zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Beide waren zuvor bereits wegen anderer Vorwürfe verurteilt worden.
Konkret sprach das Tribunal in der Hauptstadt Phnom Penh Nuon Chea wegen Völkermordes an den Cham-Muslimen und an ethnischen Vietnamesen schuldig. Khieu Samphan wurde "nur" wegen Völkermordes an den Vietnamesen verurteilt.
Das Verfahren gegen Nuon Chea und Khieu Samphan war wegen der komplexen Materie in eine Reihe von Teilprozessen aufgeteilt worden, von denen jeder mit einem Urteil endet. Im ersten Teilverfahren stand die Vertreibung der Kambodschaner aus den Städten zur Zwangsarbeit auf dem Land im Mittelpunkt. Schon dieses Verfahren endete mit dem Urteil "lebenslänglich" für die beiden Angeklagten.
Mehr als 1,7 Millionen Tote
Mit der Einnahme der Hauptstadt Phnom Penh hatte am 17. April 1975 das vierjährige Terrorregime der maoistischen Roten Khmer begonnen. Mehr als 1,7 Millionen Menschen kamen in dieser Zeit durch Mord, Folter und Hunger ums Leben. Das war fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Im Januar 1979 wurden die Roten Khmer von der vietnamesischen Armee aus Phnom Penh vertrieben. Sie gingen in den Untergrund und führten bis zu ihrer Kapitulation im Dezember 1998 einen Guerillakrieg gegen die Regierungstruppen. Der Anführer der Roten Khmer, Pol Pot, starb 1998, ohne dass ihm jemals der Prozess gemacht wurde.
sti/hk (afp, ap, dpa)