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Indiepop aus deutschen Landen

Michael Münz 21. Februar 2014

Wenn The Notwist eine Platte veröffentlichen, steht die Indiepop-Welt Kopf. Die Band aus Oberbayern ist längst auch international gefragt. Und das, obwohl sie sich nie dem Mainstream untergeordnet hat.

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The Notwist Band Foto: Jörg Koopmann
Bild: Jörg Koopmann

"The Notwist are back? Cool news", lautete einer der ersten Kommentare, als am 15. November der erste neue Notwist-Song vorab im Netz erschien. Spätestens mit der 2002 erschienenen CD "Neon Golden" hat sich die Band um die beiden Brüder Markus und Micha Acher eine internationale Anhängerschaft aufgebaut. Und die musste seit dem Nachfolger "The Devil, You & Me" von 2008 lange auf eine neue Platte warten. Umso größer die Vorfreude der Fans auf das neue Album "Close To The Glass", das am 21. Februar erscheint.

Großgeschrieben: Kontinuität und Kooperation

"Intro", das auflagenstärkste Magazin für Musik und Popkultur in Deutschland, hat The Notwist in ihrer über 20-jährigen Bandgeschichte regelmäßig begleitet. "Ich glaube, das ist einer dieser seltenen Fälle, wo man sich mit der Musik durchgesetzt hat", erklärt Chefredakteur Thomas Venker. "Ich habe die Band zuletzt bei einem Festival in Island gesehen und muss sagen: Man kann sich dem, was die Band auf der Bühne macht, nicht entziehen." Das liege sicher auch an den vielen musikalischen Einflüssen, glaubt er. "Mit der neuen Platte knüpfen The Notwist an die elektronische Musik der 90er Jahre genau so an wie an den aktuellen Afrozentrismus."

Thomas Venker
Intro-Chefredakteur Thomas Venker hört viele musikalische Einflüsse bei The NotwistBild: Frederike Wetzels

Und noch einen weiteren Aspekt hält Venker für das internationale Ansehen der Band für ausschlaggebend: The Notwist starten immer wieder Kooperationen mit internationalen Künstlern. So brachte ihnen die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Hip Hop-Band Themselves beim Projekt 13&God eine Veröffentlichung beim renommierten kalifornischen Label Anticon ein. "Das hat viele neue Leute an Notwist herangeführt", ist sich Popexperte Venker sicher.

"Gewaltige Intimität"

Dass Notwist Potenzial haben, muss sich auch ein anderes US-Label gedacht haben: "Close To The Glass" erscheint in Nordamerika bei Sub Pop. Die Plattenfirma aus Seattle war Anfang der 90er Jahre mit Bands wie Nirvana, Soundgarden und Mudhoney maßgeblich für den Grunge-Sound verantwortlich. Mit The Notwist haben sie erstmals eine deutsche Band unter Vertrag. Tony Kiewel, der bei der Plattenfirma für die Künstlerauswahl zuständig ist, outet sich als langjähriger Fan: "Ein Mitbewohner machte mich vor 20 Jahren auf sie aufmerksam", erzählt er und gerät ins Schwärmen: "In ihren Songs ist eine Wärme, die sich bei aller Intimität gewaltig anfühlt."

Album Cover- The Notwist
Mit dem Album "Neon Golden" wurden The Notwist berühmt

Typisch deutsch klinge The Notwist nicht. Sänger Markus Acher habe zwar einen kleinen Akzent im Englischen, "aber ich bin mir nicht sicher, ob man den mit Deutschland in Verbindung bringt", sagt der Künstleragent von Sub Pop. Das beweist auch das aktuelle Video der Band.

Brücke zur Welt

Umso mehr werde elektronische Musik mit Deutschland assoziiert, berichtet Jörg Süßenbach vom Goethe-Institut. Kompositionen von Karlheinz Stockhausen bis hin zu Kraftwerk sorgten in verschiedenen Weltregionen für eine permanente Aufmerksamkeit für diese Spielart populärer Musik, so der Leiter des Musikbereichs. Auch The Notwist brächten experimentelle Ansätze ein, findet Süßenbach. Mit Martin Gretschmann sei ein begnadeter "Frickler, Bastler und Experimentator" in der Band: "Er fügt dieser Art von Indie-basierter Rockmusik Klangfarben hinzu, die eine Brücke zur elektronischen Musik schlagen."

Jörg Süßenbach, Leiter des Musikbereichs im Goethe-Institut Foto: Loredana la Rocca
Elektronische Musik wird mit Deutschland assoziiert: Jörg Süßenbach, Leiter des Musikbereichs im Goethe-InstitutBild: Goethe-Institut/Foto: Loredana la Rocca

Es sind aber nicht nur musikalische Aspekte, die das Goethe-Institut veranlassen, Musiker und Bands aus Deutschland in die Welt zu entsenden. Genau so wichtig sei eine gewisse Offenheit der Künstler, sich mit den Zielen des Instituts zu identifizieren: "Das Miteinander, das Sich-Austauschen stehen im Vordergrund. Man muss Interesse für den Partner vor Ort haben."

Eben diese Voraussetzungen brächten The Notwist mit, sagt Süßenbach, so dass die Band bereits nach Mexiko, Moskau, Prag Istanbul, Moskau, Tel Aviv oder Toronto eingeladen wurde. Als die örtliche Polizei in Indien bei einem Open-Air-Festival die Verstärkeranlage beschlagnahmte, habe die Band besonnen reagiert - ganz im Sinne der Statuten des Goethe-Instituts.

Große Bandbreite

Für Internationalität hatten The Notwist schon immer ein Gespür - besonders wenn es um musikalische Einflüsse geht. Angefangen von amerikanischer Hardcore- und Punkmusik über Krautrock bis hin zu aktueller elektronischer Musik. "Inzwischen ist es ein Mischmasch aus zeitgenössischer und alter Musik, die wir in Second-Hand-Läden kaufen und die wir auch sampeln. Das ist eine große Bandbreite", meint Sänger Markus Acher.

Markus und Micha Acher, Martin Gretchmann Foto: Jörg Koopmann
Sie arbeiten mit vielen Stilen: The NotwistBild: Jörg Koopmann

Aus diesem Grund verstehen sich The Notwist auch nicht als Kulturbotschafter Deutschlands. "Wir stehen für uns da und nicht für ein Land, eine Kultur oder Region", betont Acher. Auch eine Erklärung dafür, dass die Band international so anerkannt ist.