Anglizismus des Jahres: Blackfacing
27. Januar 2015In diesem Jahr sei "Blackfacing" der Anglizismus des Jahres, gab die Jury am Dienstag in Berlin bekannt. Der Sprachwissenschaftler und Vorsitzende der Jury, Anatol Stefanowitsch, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Das Blackfacing gilt als rassistisch, weil es die Identität und die Erfahrung schwarzer Menschen als Kostüm behandelt, das weiße Menschen beliebig an- und ausziehen können. Mit dem Blackfacing maßen sich viele weiße Menschen an, für schwarze Menschen sprechen und handeln zu können, und nehmen ihnen damit den Raum, dies selbst zu tun." Das Wort habe die Jury überzeugt, weil es in Deutschland schon lange "geblackfacete" Weiße gebe, aber keinen deutschen Begriff dafür.
Nicht selten: Weiße, die Schwarze darstellen
Blackfacing ist von dem englischen Begriff "Blackface" abgeleitet und war ursprünglich im Schauspiel üblich, findet aber längst auch in anderen Bereichen statt. So schminkten sich einige deutsche Fans bei der Fußball-WM beim Spiel gegen Ghana schwarz. Auch unter den Sternsingern ist meist ein schwarz geschminktes Kind. Es stellt Melchior dar, einen der Heiligen Drei Könige. Ende 2013 schminkten und verkleideten sich bei der TV-Sendung "Wetten, dass…?" in Augsburg Dutzende im Rahmen einer Saalwette als Lukas, der Lokomotivführer, und Jim Knopf. Der Lokomotivführer und der schwarze kleine Junge Jim Knopf gehören zu den bekanntesten Figuren der "Augsburger Puppenkiste". Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) wurde nach der Aktion mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert.
"Big Data" und "Selfie" auf Platz 2 und 3
Der zweite Platz des diesjährigen Rankings geht an den Begriff Big Data, der eine kaum auswertbare Datenmenge beschreibt. Den dritten Platz belegt der Publikumsliebling Selfie, der sich schon 2013 unter den Favoriten befand. Weitere Wörter, die in diesem Jahr sehr beliebt waren, sind Social Freezing, Photobombing und Sexting. Der Anglizismus des Jahres wird seit 2010 jährlich von der Freien Universität (FU) in Berlin ausgewählt. Es sollen positive Beiträge der englischen Sprache, die zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes beitragen, gekürt werden. Neben dem Vorsitzenden Anatol Stefanowitsch sitzen in der diesjährigen Jury die Anglistin Susanne Flach sowie die Germanisten Kristin Kopf und Michael Mann.
im/rey (dpa)