Angolas Präsident Lourenço kann weiterregieren
25. August 2022Ein enges Rennen war bei der Parlamentswahl am Mittwoch in Angola vorhergesagt worden. Zwar wird noch weiter ausgezählt, aber das vorläufige Ergebnis steht nun fest: Die Regierungspartei MPLA liegt vorn und Präsident João Lourenço bleibt damit im Amt. Die MPLA gewann die Abstimmung in dem südwestafrikanischen Land mit 51,7 Prozent, wie die Wahlkommission am Donnerstagabend mitteilte.
Die Partei erhält damit 124 der 220 Sitze im Parlament. Der Wahlsieg der MPLA bedeutet automatisch eine zweite, fünfjährige Amtszeit für den jetzt 68-jährigen Lourenço. In dem ölreichen Land bestimmt die Partei, die eine einfache Mehrheit gewinnt, das Staatsoberhaupt. Die MPLA hat aber mit einem Minus von gut zehn Prozentpunkten deutlich an Zustimmung verloren.
Oppositionspartei macht großen Sprung
Die wichtigste Oppositionspartei, die Nationale Union für die totale Unabhängigkeit Angolas (UNITA), die von dem charismatischen Adalberto Costa Junior angeführt wird, kam auf 44,1 Prozent - ein enormer Sprung von fast 27 Prozent bei der Wahl 2017. Die UNITA, der bei den Wahlen gute Chancen eingeräumt worden waren, erhält demnach 90 Parlamentssitze. Als das Ergebnis verkündet wurde, waren 97,3 Prozent der Stimmen ausgezählt.
Sollte das Stimmenverhältnis so bleiben, wie es ist, würde die MPLA ihre Zweidrittelmehrheit im Parlament verlieren und wäre erstmals gezwungen, mit der Opposition zusammenzuarbeiten. Lourenço und seine MPLA versprechen Wirtschaftsreformen, Investitionen in den Gesundheitssektor sowie ein Ende der weitverbreiteten Korruption.
Bislang ist die Wirtschaft der ehemaligen portugiesischen Kolonie vor allem auf Öl fokussiert; von den Gewinnen profitiert jedoch nur eine kleine Schicht der Gesellschaft. Nach Angaben der Weltbank leben gut 56 Prozent der Bevölkerung in Armut.
Zweifel am Prozedere
Die UNITA und Teile der Bevölkerung hatten bei dem Urnengang angesichts der umfassenden Kontrolle der MPLA über den Wahlprozess und die Medien im Land Wahlbetrug befürchtet. Bei früheren Wahlen waren die Ergebnisse oft lange umstritten, die Auszählung hatte teilweise mehrere Wochen gedauert. Am Mittwoch sprach ein Sprecher der Wahlbehörde von "erfolgreichen" Wahlen, die "auf beispielhafte Weise" verlaufen seien.
Angola war nach der Unabhängigkeit 1975 zu einem Schlachtfeld im Kalten Krieg geworden. Die von der Sowjetunion und Kuba unterstützte Unabhängigkeitsbewegung MPLA wurde zur Regierungspartei und kämpfte gegen die von den USA und dem Apartheid-Regime in Südafrika unterstützte UNITA. Mindestens eine halbe Million Menschen starben in dem Bürgerkrieg, der erst mit dem Tod von UNITA-Führer Jonas Savimbi im Jahr 2002 endete.
AR/wa (dpa, afp, rtr)