Erneut Ausschreitungen in Flüchtlingslager auf Chios
18. November 2016Erneut ist es in der Nacht zum Freitag zu Bränden im Flüchtlingslager Souda auf der Ägäisinsel Chios gekommen. Nachdem Migranten Feuer gelegt hatten, warfen diesmal aufgebrachte Inselbewohner von außen Brandsätze auf die Zelte. Das berichtete der Fernsehsender Skai am Freitagmorgen.
Eine Gruppe von Migranten hatte am späten Donnerstagabend ein Geschäft mit Feuerwerkskörpern geplündert und diese anschließend im Auffanglager abgefeuert. Die Feuerwerkskörper wurden nach Medienberichten auch auf Häuser in der Nachbarschaft geworfen, die Szenerie habe einer Belagerung geglichen. Bewohner eilten in Panik auf die Straßen, die Bereitschaftspolizei rückte an, die Migranten warfen mit Steinen. Verletzt wurde dem Bericht zufolge niemand, aber es gab mehrere Festnahmen. Ein Inselbewohner beschwerte sich daraufhin im griechischen Fernsehen, es könne nicht sein, dass die Ostägäisinseln mehr als 15.000 Flüchtlinge beherbergten und dass dies die Vereinbarung der griechischen Regierung mit der EU sei.
Bewohner wehren sich gegen neue Auffanglager
Der Bürgermeister von Chios, Manolis Vournous, hat den griechischen Migrationsminister Ioannis Mouzalas gebeten, das Auffanglager innerhalb von 24 Stunden zu schließen. Allerdings gebe es für die Flüchtlinge und Migranten auf der Insel keine alternativen Unterbringungsmöglichkeiten, berichtete die Athener Tageszeitung "Kathimerini". Zwar stünden Gelder dafür bereit, doch die Bewohner wehrten sich gegen den Bau eines neuen "Hotspots". Sie verlangten vielmehr, dass die Flüchtlinge aufs Festland gebracht werden. Das aber ist gemäß dem Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei nicht möglich. Die Menschen sollen auf den Inseln ausharren, bis ihre Asylanträge bearbeitet wurden. Wird kein Asyl gewährt, sollen sie zurück in die Türkei geschickt werden.
Vier Mal so viele Geflüchtete wie es Plätze gibt
Auf Chios leben nach Angaben des griechischen Flüchtlingskrisenstabs 4000 Flüchtlinge und Migranten, gut vier Mal so viele, wie Plätze vorhanden sind. Weil sich die Bearbeitung der Anträge mangels Personals in die Länge zieht, harren die meisten bereits seit vielen Monaten auf Chios und den anderen Inseln aus. Die Migranten sind frustriert. Es kommt immer wieder zu Streitigkeiten und Randale. Migrationsminister Mouzalas will den Berichten zufolge in Brüssel nochmals um personelle Unterstützung bitten, damit die Asylanträge schneller bearbeitet werden können.
mar/sti (dpa)