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Anklage gegen die mutmaßlichen Mörder von Madrid

11. April 2006

Zwei Jahre nach den Anschlägen von Madrid wurde die Anklage gegen 29 Verdächtige vorgelegt. Eins steht schon fest: Zu El-Kaida gehörten sie genauso so wenig wie die Attentäter von London.

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Trauer um die Toten von MadridBild: picture-alliance/dpa

Gut zwei Jahre nach den Terroranschlägen auf Madrider Pendlerzüge mit 191 Todesopfern hat die spanische Justiz Anklage gegen 29 Verdächtige erhoben. Die Angeklagten werden wegen Mordes und Terrorismus vor Gericht gestellt. Wie aus der am Dienstag in Madrid veröffentlichten Anklageschrift hervorgeht, gehörten sie einer lokalen islamistischen Terrorzelle an, die sich zwar von El-Kaida inspirieren ließ, aber dem internationalen Terrornetz nicht direkt angehörte. Dies ist das Resultat der Ermittlungen des spanischen Untersuchungsrichters Juan del Olmo, der am Dienstag die 1460 Seiten starke Anklageschrift vorlegte.

Keine direkte Verbindung

Der Richter kam damit zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Autoren einer Untersuchung der Londoner Anschläge vom 7. Juli 2005. Einem noch unveröffentlichten britischen Regierungsbericht zufolge hatten die Selbstmordterroristen, die in London 52 Menschen mit sich in den Tod rissen, ebenfalls keine direkte Verbindung zu El-Kaida.

Terroranschläge von Madrid 2004
Die Toten von MadridBild: picture-alliance/dpa

Hinter den Anschlägen von Madrid stand nach Ansicht del Olmos die Islamistische Gruppe Marokkanischer Kämpfer (GICM). Diese Organisation, Ende der 1990er Jahren von Veteranen der Afghanistan-Kriege gegründet, hat mit El-Kaida den Kampf gegen den Westen gemein. Der Ermittlungsrichter schloss aus, dass die baskische Untergrundorganisation ETA direkt oder indirekt mit den Anschlägen zu tun hatte.

Mord in 191 Fällen

In der Anklageschrift wird den sechs Hauptverdächtigen Mord in 191 Fällen und versuchter Mord in 1755 Fällen zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft wird für sie wahrscheinlich Haftstrafen von Tausenden von Jahren verlangen. Unter den Hauptangeklagten sind vier Marokkaner, ein Ägypter und ein Spanier, der den Sprengstoff für die Anschläge beschafft haben soll.

Dazu gehören auch wenigstens zwei der mutmaßlichen Bombenleger, die damals insgesamt 13 Sprengsätze in vier Pendlerzügen deponiert hatten. Die mutmaßlichen Drahtzieher hatten sich drei Wochen nach den Anschlägen selbst in die Luft gesprengt, als sie in einer Wohnung in der Madrider Vorstadt Leganes von der Polizei umstellt waren. Drei von ihnen, der Marokkaner Jamal Amidan, der Tunesier Serhane Abdelmajid Fakhet und der Algerier Allekema Lamari, waren die mutmaßlichen Anführer der Terrorzelle.

Der Prozess werde voraussichtlich im Frühjahr 2007 beginnen, teilte die zuständige Staatsanwältin Olga Sanchez mit. Insgesamt hatte die Justiz gegen 116 Verdächtige ermittelt. Die übrigen 87 Verdächtigen werden wahrscheinlich nicht vor Gericht gestellt, im Prozess aber als Zeugen gehört. (sams)