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Anklage gegen HSV-Profi Bakery Jatta

6. Dezember 2021

Überraschende Wende: Nun will die Staatsanwaltschaft Hamburg den gambischen Fußballprofi Bakery Jatta doch vor Gericht bringen. Der Fall schien eigentlich schon erledigt zu sein.

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Bakery Jatta
Bakery Jatta steht seit fünf Jahren beim HSV unter Vertrag und ist ein Stammspieler des ZweitligistenBild: Daniel Karmann/dpa/picture alliance

Fußballprofi Bakery Jatta vom Zweitligisten Hamburger SV droht nun doch ein Gerichtsverfahren. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat gegen den Spieler Anklage vor dem Jugendrichter des Amtsgerichts Hamburg-Altona erhoben. Dem Gambier werden "Vergehen gegen das Aufenthaltsgesetz in vier Fällen sowie in einem weiteren Fall mittelbare Falschbeurkundung" vorgeworfen. Nach Auffassung der Ankläger hat der Spieler gegenüber den Behörden sowohl einen falschen Namen als auch ein falsches Alter angegeben, um als angeblich Minderjähriger eine drohende Abschiebung in seine Heimat abzuwenden.

Drei Jahre älter?

Jatta sei im Sommer 2015 als Flüchtling ohne Pass und Aufenthaltserlaubnis über Italien nach Deutschland gereist. In Bremen habe er sich als Bakery Jatta ausgegeben, geboren am 6. Juni 1998, heißt es in der Anklage. Es handele sich bei ihm jedoch um den fast drei Jahre älteren Bakary Daffeh, geboren am 6. November 1995.

Unter diesem Namen habe der Gambier bei verschiedenen afrikanischen Vereinen als Fußballprofi gespielt. In seinem Heimatland seien ihm Ausweispapiere mit seiner neuen Identität ausgestellt worden, die er später benutzt habe, um seine Aufenthaltserlaubnis zu verlängern und auch eine Fahrerlaubnis zu beantragen. 

Die Verhandlung wird vor dem Jugendrichter geführt, "weil der Angeschuldigte im fraglichen Tatzeitraum teils Heranwachsender, teils Erwachsener war", so die Staatsanwaltschaft. Jattas Anwalt Thomas Bliwier sagte, für ihn sei die Anklage "nicht nachvollziehbar". Der Spieler habe seine Identität "eindeutig nachgewiesen".

Gutachten über die Identität des Profis 

Im August 2019 hatte die Zeitung "Sport Bild" über Zweifel an der Identität Jaffas berichtet und damit eine öffentliche Debatte ausgelöst. Die Staatsanwaltschaft Bremen und das Hamburger Bezirksamt Mitte hatten später ihre Ermittlungen gegen den Profi eingestellt. Zudem hatten gambische Behörden bestätigt, dass die von Jaffa vorgelegten Papiere echt seien. Der 1. FC Nürnberg, der VfL Bochum und der Karlsruher SC, die wegen des Falls Jaffa zunächst Einspruch gegen Niederlagen in den Zweitliga-Spielen gegen den HSV eingelegt hatten, zogen diesen daraufhin wieder zurück.

Bei einer Durchsuchung von Jattas Wohnung im Sommer 2020 wurden elektronische Datenträger beschlagnahmt und auch Kontobewegungen des HSV-Profis überprüft. Dabei sei man auf Kontakte gestoßen, "die für uns nicht nachvollziehbar waren", so die Staatsanwaltschaft. Die Anklagebehörde hatte zudem ein wissenschaftliches Institut in Freiburg mit einem anthropologisch-morphologischen Gutachten zur Identität des Profis beauftragt. Ergebnis: Jatta und Daffeh seien "mit hoher Wahrscheinlichkeit ein und dieselbe Person".

Der HSV hatte sich stets hinter seinen Profi gestellt - ebenso die Hamburger Fanszene. Auch jetzt bekundeten Verein und Fans ihre Solidarität mit Jaffa.

sn/to (dpa, sid)