Anschlag vor deutscher Botschaft in Kabul
17. Januar 2009Der Attentäter jagte am Samstag (17.01.2009) einen mit Sprengstoff beladenen Kleinlaster im Regierungs- und Diplomatenviertel von Kabul in die Luft. Unter den Toten ist nach Angaben von Ärzten auch ein US-Soldat. Bei den weiteren Todesopfern soll es sich um einheimische Zivilisten handeln, darunter drei Mitglieder einer Familie.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, nach bisherigen Erkenntnissen seien einige Mitarbeiter der Botschaft verletzt worden. Nach Angaben der US-geführten Koalitionstruppen wurden sieben US-Soldaten sowie ein amerikanischer Zivilist verletzt. Ein Soldat sei später in einem Militärkrankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen, hieß es. Die deutsche Botschaft befindet sich gegenüber einer US-Militärbasis.
Nach der Explosion herrschte vor dem Haupttor der deutschen Botschaft Chaos. Ein Müllwagen und zwei weitere Fahrzeuge fingen Feuer, das Auto des Attentäters brannte völlig aus. Mit Gewehren bewaffnete afghanische Sicherheitskräfte versuchten Schaulustige zu vertreiben und den Einsatz der herbeirasenden Krankenwagen zu koordinieren. Die Toten wurden auf Bahren abtransportiert, die Verletzten teilweise auf offenen Kleinlastern zum nächsten Hospital gefahren.
Taliban bekennen sich
Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich im Internet zu der Tat. Den Angaben zufolge riss der Selbstmordattentäter "acht deutsche Soldaten" mit in den Tod. Zudem seien Diplomaten unter den Opfern. Angaben der Taliban gelten jedoch als oft übertrieben und haben sich in der Vergangenheit immer wieder als falsch herausgestellt.
Die Bundesregierung zeigte sich angesichts des verheerenden Anschlags bestürzt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei entsetzt über diesen "menschenverachtenden Terrorakt", heißt es in einer Mitteilung, die am in Berlin verbreitet wurde. Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Anschlag als "feigen Akt der Barbarei". Merkel und Steinmeier versicherten, dass Deutschland weiter zu seinem Engagement in Afghanistan stehe. "Wir werden uns durch Terror und Schrecken nicht davon abbringen lassen, unsere Hilfe für das afghanische Volk fortzusetzen", sagte Steinmeier.
Die deutsche Vertretung richtete einen Krisenstab ein. Um die Sicherheit zu erhöhen, befänden sich derzeit auch Feldjäger der Bundeswehr in Kabul, teilte das Auswärtige Amt mit.
Gewalt in Afghanistan nimmt zu
Die Gewalt in Afghanistan und auch in Kabul hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Erst Ende November waren bei einem Selbstmordanschlag nahe einem Auto des deutschen Militärattachés in Afghanistan drei Zivilisten getötet worden. Im August 2007 starben in Kabul drei Personenschützer des deutschen Botschafters bei einem Bombenanschlag außerhalb der deutschen Vertretung.
Wegen der erhöhten Anschlaggefahr in Kabul sollen nun alle deutschen Diplomaten auf das Gelände der Botschaft umziehen. Dafür hat das Auswärtige Amt ein Gebäude errichten lassen, das gegen Anschläge geschützt ist. (gri)