ICAN nimmt Friedensnobelpreis entgegen
10. Dezember 2017Die weltweit bedeutendste Auszeichnung für Friedensbemühungen ist in der norwegischen Hauptstadt Oslo an die "Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen" (ICAN) verliehen worden. Das Nobelpreiskomitee ehrte die Initiative für "ihre bahnbrechenden Bemühungen um ein vertragliches Verbot von Waffen".
ICAN-Direktorin Beatrice Fihn nahm den Preis gemeinsam mit der 85-jährigen Hiroshima-Überlebenden Setsuko Thurlow entgegen. "ICANS wichtigste Botschaft ist, dass die Welt niemals sicher sein kann, solange wir Atomwaffen haben", sagte Nobeljurorin Berit Reiss-Andersen bei der festlichen Zeremonie im Osloer Rathaus. Das Atomwaffenverbot habe mächtige Gegner, sei aber heute wichtiger denn je.
"Kein Volk sollte erleiden, was wir erlitten haben"
Die 2007 gegründete Initiative war maßgeblich an der Verständigung auf ein Abkommen zum Atomwaffenverbot bei den Vereinten Nationen im Juli beteiligt. Das Netzwerk mit Hauptsitz in Genf umfast 468 Organisationen in rund 100 Ländern, darunter die "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW).
Am Vortag der feierlichen Verleihung hatte ICAN die internationale Gemeinschaft zu weiterer Unterstützung für nukleare Abrüstung aufgerufen. Thurlow wiederum erklärte, die Welt sei seit dem Atombombenangriff der USA auf Hiroshima ein noch gefährlicherer Ort geworden. "Kein Volk sollte das erleiden, was wir erlitten haben", so die Japanerin, die den Angriff im August 1945 als 13-jähriges Mädchen erlebt hatte.
Westliche Atommächte schicken keine Botschafter
Die Ehrung der ICAN ist nicht unumstritten: Die vermutlich neun Atommächte sowie fast alle NATO-Staaten - darunter auch Deutschland - haben den UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen nicht unterzeichnet. Die westlichen Atommächte USA, Großbritannien und Frankreich schickten laut Nobelpreiskomitee aus politischen Gründen keine Botschafter, sondern weniger hochrangige Repräsentanten zur Preisverleihung.
Insgesamt wird der Nobelpreis in sechs Kategorien verliehen. In Stockholm überreicht König Carl XVI. Gustaf am Nachmittag die Auszeichungen in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Wirtschaftswissenschaft und Literatur. Die Auszeichnungen sind in diesem Jahr mit jeweils umgerechnet etwa 945.000 Euro dotiert.
hk/jj/kle (dpa, epd)