Blut-Diamanten
27. Januar 2007Schöne, glitzernde Ketten und Ringe - das ist die eine Seite des Diamantenhandels. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in den Minen und die Finanzierung von grausamen Bürgerkriegen die andere. Und genau diesen Aspekt zeigt der Film "Blood Diamond", der in diesen Tagen in den europäischen Kinos anläuft - am Beispiel von Sierra Leone Ende der 1990-er Jahre.
Der Film bringt die Diskussion um die so genannten Blutdiamanten, also Steine, die Bürgerkriege finanzieren, zurück in die Öffentlichkeit - sehr zum Leidwesen der Diamantenhändler in Antwerpen, wo 80 Prozent aller Rohdiamanten gehandelt werden. Denn die kämpfen seit Jahren gegen ihr schlechtes Image.
"Das System funktioniert"
Das Problem der Blutdiamanten gehöre der Vergangenheit an. Das behauptet zumindest Freddy Hanard. Er ist der Präsident des Hohen Rats der Diamanten, dem Händlerverband in Antwerpen. "Der Film erzählt Vergangenes. Das muss man wirklich dick unterstreichen", sagt Hanard. "Das Problem der Blutdiamanten gab es Ende der 90er Jahre, und es war auf Afrika beschränkt." Damals seien vier Prozent der weltweit verkauften Diamanten Konfliktdiamanten gewesen, heute seien es weniger als ein Prozent. "Das heißt, das System funktioniert."
Das System heißt Kimberley und ist ein Kontrollverfahren, das von Regierungen, Diamantenindustrie und Nicht-Regierungsorganisationen entwickelt worden ist. Sie kontrollieren gemeinsam den Handel mit den teuren Steinen. Auf den legalen Markt kommen demnach nur die Steine, die mit einem Zertifikat ausgestattet sind, das ihre einwandfreie Herkunft bezeugt.
"Zweifel, dass alle Händler sauber bleiben"
"Jedes Diamantenpaket, das nach Antwerpen kommt, wird kontrolliert. Und zwar nicht nur nach der Herkunft, sondern auch, ob der Preis angemessen ist", sagt Hanard. "Transparenz ist eine absolute Notwendigkeit. Das haben die Diamantenhändler heute verstanden. Und ein Diamant aus Antwerpen ist ein Diamant, der sauber ist. Darauf kann man stolz sein. Es ist ein ethisch korrekter Diamant."
Nach offiziellen Angaben ist der Anteil an Blutdiamanten heute tatsächlich verschwindend gering. Die meisten afrikanischen Länder haben die Bürgerkriege überwunden. Diamanten sind zu Waren geworden wie andere auch. Nur in der Elfenbeinküste wird der Krieg nach wie vor auch mit diesen Steinen finanziert.
Und trotzdem: Zahlreiche Nicht-Regierungsorganisationen trauen nicht unbedingt den rosafarbenen Ausführungen der Diamantenhändler. "Wir haben zwei Probleme: Erstens sagt das Zertifikat wenig darüber aus, ob die Diamanten tatsächlich von dort kommen, wo sie auch deklariert wurden", sagt Herrlinde Gerrits von Fatal Transactions. "Zweitens bezweifle ich, dass hier alle Händler sauber bleiben, wenn jemand mit einem Rucksack voller kongolesischer Diamanten ankommt und einen guten Preis macht. Nicht jeder wird dann sagen: 'Nein, die kaufen wir nicht, weil da kein Zertifikat dabei ist.'"
Imagekampagne mit Erfolg
Die Händler in Antwerpen streiten das vehement ab. Ihre Steine seien sauber, und nur sehr selten gelingt es den Nicht-Regierungsorganisationen, das Gegenteil zu beweisen. Größtenteils bleibt in der Öffentlichkeit das Bild vom funkelnden Traum intakt. Und damit der Film "Blood Diamond" daran nichts ändert, haben die Diamantenhändler schon Ende vergangenen Jahres eine breite Infokampagne gestartet. Und der Antwerpener Verband hat kurzerhand den Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio eingeladen - die Antwort blieb bisher noch aus.
Die Imagekampagne hat bereits Erfolg: Die Käufer lassen sich offensichtlich von dem Hollywood-Streifen nicht beeindrucken. Beim Weihnachtsgeschäft in Amerika, wo der Film schon früher anlief, mussten die Händler keine Einbußen hinnehmen. Und bei der Verleihung des Filmpreises Golden Globes trugen die Stars und Sternchen ebenfalls Diamantenschmuck im Wert von mehreren Hunderttausend Euro.