App gegen faules Obst
5. Mai 2012Wer im Supermarkt frisches Obst und Gemüse einkaufen will, lässt sich gerne vom Aussehen der Produkte verführen. Kaum zuhause angekommen, ist die Enttäuschung manchmal groß: die Tomaten wässrig, die Ananas sauer und der Apfel leider von innen verfault.
Damit in Zukunft nur noch beste Qualität in den Einkaufskorb wandert, haben Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme (IPMS) in Dresden ein Gerät entwickelt, das in das Innenleben von Lebensmitteln hineinsehen kann: das Nahinfrarot-Spektrometer.
Richtet man das Gerät auf ein Stück Obst, etwa einen Apfel, fällt zunächst Licht auf das Messobjekt. Das Besondere: Das Spektrometer misst und analysiert nicht nur die Oberfläche der Frucht. "Wir wollen ja schließlich nicht wissen, ob der Apfel rot ist oder die Avocado grün", erklärt der Erfinder des Spektrometers, Heinrich Grüger. Vielmehr dringt der sogenannte Infrarotspektralteil auch einige Millimeter bis Zentimeter tief in das Innere des ausgewählten Objekts ein.
"Das zurückgestreute Licht ist das Spektrum, das vom Spektrometer aufgenommen wird", erklärt Grüger den weiteren Vorgang. Über eine entsprechende Software werden die errechneten Daten mit denen einer Datenbank abgeglichen. Nun kann der Kunde ablesen, was sich hinter der Schale des Apfels verbirgt. Beispielsweise, wie viel Wasser, Zucker oder Stärke in dem Obst enthalten sind. Auch einzelne Zuckerarten wie Glucose, Saccharose und Fructose könne das Spektrometer identifizieren, so der Experte. "Auf diese Weise können wir beispielsweise bewerten, ob die Frucht einen vernünftigen Zuckergehalt hat und damit reif ist", erklärt Grüger.
Kleiner als ein Stück Würfelzucker
Das Spektrometer soll bald auch in Smartphones integriert werden. Das bietet sich an. Wer denkt schon daran, bei jedem Einkauf auf dem Wochenmarkt sein persönliches Nahinfrarot-Spektrometer mit sich zu tragen? Um es in Mobiltelefone einbauen zu können, muss das Gerät allerdings noch ein wenig schrumpfen. Deshalb arbeiten die Forscher derzeit an einer Miniaturversion. "Kleiner als ein Stück Würfelzucker", so wünscht Grüger sich seine Erfindung.
Vorstellbar wäre auch die Einführung einer Art "Früchte-App", die der Kunde auf seinem Smartphone installieren könnte. Mit der würde der tägliche Einkauf in naher Zukunft dann wahrscheinlich so aussehen: die Abteilung Obst und Gemüse im Supermarkt ansteuern, sich eine Birne schnappen, im Mobiltelefon die entsprechende App aktivieren, "Birne" auswählen und einfach draufhalten. Wichtig dabei: Wer mit seinem Smartphone statt der Birne versehentlich ein Steak ins Visier nimmt, bekommt nicht die richtigen Informationen angezeigt. Denn den Unterschied zwischen einer matschigen Birne und einem saftigen Steak kennt das Nahinfrarot-Spektrometer nicht - noch nicht. Das macht aber nichts. Um eine Birne als Birne zu identifizieren, gibt es schließlich genügend andere Apps.