Apple, fahr den Wagen vor
10. September 2016Seit über einem Jahr brodelt die Gerüchteküche rund um Apples selbstfahrende Autos. Jetzt berichtet die Zeitung "New York Times" unter Berufung auf eine informierte Person: Es ist soweit, Apple habe angefangen, selbstfahrende Fahrzeuge zu testen. Die Roboterwagen seien auf eingeschränkten Strecken in abgeschirmter Umgebung unterwegs, heißt es.
Apple selbst hatte sich nie zu den Gerüchten geäußert. Nicht einmal die Existenz eines solchen Autoprojekts wurde offiziell bestätigt.
Nur Software, kein eigenes iCar
Der Finanzdienst Bloomberg hatte bereits Ende Juli berichtet, Apple fokussiere die Anstrengungen stärker auf die Entwicklung von Software für Roboterwagen statt den Bau eines eigenen Autos - während trotzdem auch noch an einem Elektrofahrzeug gearbeitet werde. Das gebe Apple aber mehr Flexibilität, wenn der Konzern sich doch dafür entscheide, sich mit einem etablierten Autobauer zusammenzutun oder einen zu kaufen. Das Geld dazu hätte der Konzern: Apple sitzt auf Geldreserven von 230 Milliarden Dollar.
Nach Recherchen der "New York Times" und des Magazins "Wall Street Journal" soll dieser Strategiewechsel allerdings zu Unmut im Konzern geführt haben: Dutzende Mitarbeiter hätten das Projekt verlassen, an dem zwischenzeitlich mehr als 1.000 Mitarbeiter beteiligt waren.
Das Projekt werde jetzt von Bob Mansfield geführt. Der Hardware-Spezialist und Weggefährte von Apple-Mitgründer Steve Jobs war eigentlich schon im Ruhestand, sei aber für die Auto-Initiative zurückgekehrt. Die Entwicklung wurde durch technische Schwierigkeiten und Unklarheit über die Strategie gebremst, heißt es weiter. Schwierig sei wohl auch die Frage gewesen, wie sich Apple von anderen Entwicklern selbstfahrender Autos abheben könne.
Apple braucht andere Einnahmequellen
Über die Auto-Entwicklung bei Apple wird bereits seit Anfang 2015 spekuliert. Als Codename sickerte "Project Titan" durch. Während der bisherige Verkaufsschlager iPhone auf einen zunehmend gesättigten Smartphone-Markt stößt, ist Apple verstärkt auf der Suche nach neuen Einnahmequellen.
Die Idee, sich auf Roboterwagen-Software zu spezialisieren, hatten allerdings auch schon andere. Konkurrent Google entwickelt bereits seit 2009 Roboterwagen-Software und stellte inzwischen auch elektrische Zweisitzer aus eigener Entwicklung vor. Der Internet-Konzern bietet die Technologie bereits der Autobranche an - bisher gibt es aber erst ein Pilotprojekt mit Fiat Chrysler, bei dem 100 Minivans umgebaut werden.
vk/kle (dpa, ap)