Aranguiz: "Werde hier gut reinpassen"
18. August 2015DW: Herr Aranguiz, wie gestaltet sich der Anfang in Leverkusen nach Ihrem komplizierten und langatmigen Transfer in die Bundesliga?
Charles Aranguiz: Es war ein schwieriger Prozess, aber nachdem alle Formalitäten erfüllt wurden, bin ich endlich in Deutschland. Jetzt versuche ich mich, mit meiner neuen Umgebung vertraut zu machen. Ich muss viele Leute in Leverkusen treffen und mich beeilen, alle schnell kennenzulernen. Es gibt viel verlorene Zeit nachzuholen, weil ich viel zu spät gekommen bin. Die Saison hat angefangen, wichtige Spiele warten auf die Mannschaft, und ich muss mich noch in die Gruppe integrieren. Das bedeutet, dass ich viel arbeiten muss.
Dass Sie mit Verspätung in der Bundesliga gelandet sind, lag weder an Ihnen noch am Verein. Beide Seiten haben alles ihnen Mögliche unternommen, damit der Transfer zum frühestmöglichen Zeitpunkt klappte. Wie sehen Sie diese Situation?
Ich bin Leverkusen für das gezeigte Engagement sehr dankbar. Die Verantwortlichen hier haben alles getan, damit der Transfer über die Bühne ging. Ich habe meinerseits auch alles versucht, um den Vorgang zu beschleunigen. Mein unmittelbares Ziel ist es, dem Verein seine Mühe und sein Vertrauen zurückzuzahlen.
Wie fühlen Sie sich bei Ihren neuen Mannschaftskameraden?
Sehr gut! Die Truppe hier ist wirklich klasse. Die Jungs haben mich freundlich aufgenommen. Menschlich ist meine Umgebung echt toll. Ich bin mir sicher, dass alles reibungslos funktionieren wird.
Leverkusen stellt auf dem Platz eine junge Mannschaft, die einen sehr aggressiven und offensiven Fußball spielt. Passt diese Fußball-Philosophie zu Ihnen?
Die Mannschaft ist genau so, wie Sie sie beschreiben: jung und talentiert. Man merkt sofort, dass sie viel an ihrer Fußballidentität gearbeitet hat. Die Mannschaft funktioniert gut und spielt einen Fußball, der mir entgegenkommt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich hier gut reinpassen werde.
Sie waren kaum zwei Tage in Deutschland und standen schon im Kader von Leverkusen für den 1. Spieltag der Bundesliga in der BayArena gegen Hoffenheim. Wie war die Erfahrung?
Ich gebe zu, ich war nervös. Dies war meine erste Erfahrung in Deutschland und ich war ziemlich aufgeregt. Ich hatte Angst vor diesem Moment. Nun habe ich es hinter mir und ab sofort habe ich ein Motto: genießen. Ich will jedes Training, jedes Spiel, jede neue Erfahrung genießen.
Waren Sie wirklich nervös, als Sie zum ersten Mal das Stadion in Leverkusen betraten?
Ich denke, dass es normal ist, in so einer Situation nervös zu sein. Die Nerven werden immer da sein, sie müssen immer da sein. In Chile habe ich von einem Trainer etwas gehört, das ich nie vergessen werde: "Wenn ein Spieler nicht mehr nervös ist, muss er mit dem Fußball aufhören. Fußball ist Nervosität, Fußball ist Leidenschaft."
Sie als Chilene kommen als amtierender Copa-America-Sieger nach Deutschland. Haben Sie den Eindruck, dass dieser Titel das Ansehen des chilenischen Fußballs verbessert hat?
Der chilenische Fußball hat zuerst mit der Arbeit von Trainer Marcelo Bielsa [Anm. Red.: Chiles Nationaltrainer von 2007 bis 2011] an Ansehen gewonnen. Er hat unserem Fußball einen Charakter gegeben. Seine Arbeit wurde von Jorge Sampaoli [aktueller Nationaltrainer Chiles] fortgesetzt und weiterentwickelt, mit ihm wurde unser Prozess belohnt. Jetzt erhalten wir internationalen Respekt und werden stärker wahrgenommen. Wir haben einen Titel geholt, den wir nie zuvor gewonnen hatten. Aber am wichtigsten war die Freude, die wir in unserem Land ausgelöst haben. Das war das Schönste.
Sie sind jetzt in Leverkusen, wo die Erfolgsgeschichte von Ihrem Nationalmannschaftskollegen und jetzigem Bayern-Spieler Arturo Vidal angefangen hat. Haben Sie seine Präsenz im Verein schon gespürt?
In Leverkusen spürt man überall Zuneigung. Ich bin erst ein paar Tage da und fühle mich schon geschätzt und gebraucht. Arturo war hier vier Jahre lang, ich kann mir schon vorstellen, dass er sich während dieser Zeit auch sehr wohl fühlte. Selbstverständlich hat er in Leverkusen Spuren hinterlassen, aber jetzt bin ich hier, und ich werde meine eigenen Spuren hinterlassen.
Charles Mariano Aranguiz Sandoval, geboren am 17. April 1989, spielte bereits im Alter von 16 Jahren für seinen damaligen Verein CD Cobreloa in der chilenischen Primera Division. Der 1,71 Meter kleine Mittelfeldspieler wird "El principe", der Prinz, genannt. Er spielte zuletzt für Internacional Porto Alegre in der brasilianischen Liga. Für Chile hat er mittlerweile 40 Länderspiele bestritten. Er nahm an der WM 2014 teil und gewann mit seinem Team 2015 die Südamerikameisterschaft. Seit dieser Saison spielt er für Bayer 04 Leverkusen und besitzt dort einen Vertrag bis 2020.
Das Interview führte Daniel Martinez.