Arbeitgeber: Fremdenhass wird teuer
24. September 2016Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer (Artikelbild) hat Politiker zur Zurückhaltung bei ihrer Wortwahl in der Flüchtlingsdebatte ausgerufen und vor Imageschäden für deutsche Produkte durch den Eindruck von Fremdenhass gewarnt. Politiker äußerten sich gegenüber Flüchtlingen und Fremden in einer Weise, die ihnen vor einiger Zeit peinlich gewesen wäre, sagte Kramer der "Passauer Neuen Presse". Das sei unerträglich.
Das Image deutscher Produkte leidet
Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände erinnert in dem Interview daran, dass die Deutschen in der Welt für ihre Willkommenskultur gefeiert wurden - für die ganze Art, wie sie die Flüchtlinge aufgenommen hätten. Das ändere sich gerade, und es sei ein anderes Bild von Deutschland zu sehen, sagte Kramer. "Wenn nachhaltig der Eindruck entsteht, dass der Fremdenhass stärker ist als die Willkommenskultur, wird das ein großes Problem. Das könnte unter anderem dazu führen, dass das Image deutscher Produkte leidet und die Investitionsbereitschaft zurückgeht", warnte er.
"Man gräbt der AfD nicht das Wasser ab, ..."
Gerade für konservative Politiker dürften die Worte des Mannes, der für die Arbeitgeber spricht, von Interesse sein. Und das nicht nur, weil sie traditionell diese Klientel besonders im Blick haben, sondern auch aus strategischen Überlegungen. Denn Kramer gibt zu bedenken: "Man gräbt der AfD nicht das Wasser ab, indem man argumentiert wie sie. Wer gegen Fremde ist, sucht sich das Original und nicht die Kopie."
Die Wahlerfolge der rechten "Alternative für Deutschland" (AfD) auf Landesebene lassen Beobachter kaum noch daran zweifeln, dass die Partei auch den Einzug in den Bundestag schaffen wird. Besonders stark wurde sie bei den jüngsten Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Zugleich hat sich die Bundesregierung in ihrem jüngsten Bericht zur Deutschen Einheit besorgt über die Zunahme fremdenfeindlicher und rechtsextremer Gewalt in den ostdeutschen Bundesländern gezeigt. Von einer sehr ernsten "Bedrohung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung" ist da die Rede.
ml/jj (rtr, dpa)