Schlecker wird ein Fall für die Steuerzahler
3. September 2012Für die Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker werden wohl auch die Beitragszahlzahler zur Arbeitslosenversicherung zur Kasse gebeten. Die Insolvenzmasse des pleitegegangenen Unternehmens reiche voraussichtlich nicht aus, die Ansprüche der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu bedienen, teilte ein Sprecher des Insolvenzverwalters am Montag mit. Beim Insolvenzgericht Ulm sei drohende Massenunzulänglichkeit angezeigt worden.
Hauptgrund für diesen Schritt sei die geringe Vermittlungsquote der einstmals über 20.000 Schlecker-Mitarbeiter von bisher unter 20 Prozent. Die Bundesagentur hatte nach eigenen Angaben für die nach der Insolvenz zunächst weiterbeschäftigten Schlecker-Mitarbeiter Arbeitslosengeld gezahlt. Aktuell sind nach Berechnungen von Experten zwischen 100 und 200 Millionen Euro aufgelaufen, die die Bundesagentur nach der Vereinbarung mit dem Insolvenzverwalter vorgestreckt hatte, und die an die BA zurückgezahlt werden müssten.
Zu viel Eurphorie aus der Politik
"Experten aus Politik und verschiedene Verfahrensbeteiligte hatten eine schnelle und erfolgreiche Vermittlung der Mehrheit der Schlecker-Frauen prognostiziert", sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Da sich diese Prognose nicht bestätige, sei er gezwungen, diesen Schritt zu gehen. Gläubiger wie die Bundesagentur für Arbeit könnten ihre noch ausstehenden Verbindlichkeiten nicht mehr zwangsweise durchsetzen.
Schlecker hatte im Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen schon über Jahre Verluste angehäuft hatte. Anfang Juni stimmten die Gläubiger für eine Zerschlagung der Drogeriekette. Etwa 25.000 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz.
zdh/ Lo (AFP, dpa, dapd)