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Arbeitslosenzahl sinkt auf 2,54 Millionen

2. November 2016

Dank des Herbstaufschwungs sinkt die Zahl der Jobsucher in Deutschland weiter. Aber auch ohne den saisonüblichen Rückgang sieht es gut aus auf dem Arbeitsmarkt.

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Deutschland Bundesagentur für Arbeit
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Weniger Arbeitslose in Deutschland

Die gute Konjunktur hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf den tiefsten Stand seit einem Vierteljahrhundert gedrückt. Die Arbeitslosenzahl sank im Oktober nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) um 68.000 auf 2,540 Millionen.

Der Rückgang war stärker als in den Vorjahren und kräftiger als erwartet. Eine niedrigere Arbeitslosenzahl gab es zuletzt im Juni 1991. Die Arbeitslosenquote ging auf 5,8 Prozent zurück. 

"Im Zuge der Herbstbelebung ist die Arbeitslosigkeit deutlich gesunken, die Beschäftigung ist wieder gestiegen und die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern legte weiter zu", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise bei der Vorstellung der Zahlen in Nürnberg.

Saisonale Gründe

Der Rückgang der Erwerbslosenzahlen im Herbst hat vor allem saisonale Gründe: Ausbildungsabsolventen finden oft erst nach den Sommerferien eine feste Stelle. Schulabgänger beginnen im Herbst ein Studium und viele Firmen stellen erst nach den Werksferien neue Mitarbeiter ein.

Doch auch die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl sank im Oktober. Im Vergleich zum September ging sie um 13.000 auf 2,662 Millionen Erwerbslose zurück. Im Westen waren es knapp 6000 Jobsucher weniger, im Osten knapp 8000.

Wieder mehr sozialversicherungspflichtige Jobs

Für BA-Chef Frank-Jürgen Weise gibt es jedenfalls keinen Zweifel: "Der Arbeitsmarkt hat sich im Oktober gut entwickelt." Zufrieden mit der aktuellen Entwicklung zeigte sich auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). "Der Arbeitsmarkt ist weiter unter Dampf und ist ein echter Lichtblick in der jetzt beginnenden dunklen Jahreszeit."

Nach dem Sommer sei vor allem die Beschäftigung "wieder kräftig angesprungen". Binnen eines Jahres sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig arbeitenden Menschen um fast eine halbe Million gestiegen.

"Goldener Oktober" auch am Lehrstellenmarkt

Weiter entspannt hat sich nach der ebenfalls am Mittwoch vorgelegten Lehrstellenbilanz für 2015/2016 die Lage auf dem Lehrstellenmarkt. Mit 547 000 Bewerbern und nur rund 1000 weniger angebotenen Lehrstellen habe sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage erstmals geschlossen, berichtete BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker.

Trotzdem waren zuletzt 20 600 junge Leute bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgegangen - und das, obwohl letztlich 43 500 Lehrstellen unbesetzt blieben. Die Zahlen zeigten, dass auf dem Ausbildungsmarkt weiter "große Ungleichgewichte" bestünden, sagte Becker. Während es in einigen Ländern in Überangebot an Lehrstellen gebe, fehlten sie andernorts - etwa in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen. Schwer zu besetzen seien weiter Azubi-Plätze in der Gastronomie und der Hotellerie, im Reinigungsgewerbe, bei Bäckern, Fleischern und Frisören sowie in den Bau- und Ausbauberufen.

Nachfrage nach Mitarbeitern

Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern ist insgesamt weiter hoch. Im Oktober waren 691.000 offene Stellen bei der BA gemeldet. Das waren 79.000 mehr als vor einem Jahr.

Im kommenden Jahr droht dem deutschen Arbeitsmarkt nach Einschätzung von Ökonomen allerdings eine kräftige Delle. Zwar sei nicht gerade mit einer schweren Jobkrise zu rechnen. Nach zunächst geringen Veränderungen müsse man sich in der zweiten Jahreshälfte 2017 aber auf spürbar steigende Arbeitslosenzahlen einstellen. Neben dem etwas schwächeren Wirtschaftswachstum werde dazu die wachsende Zahl arbeitsloser Flüchtlinge beitragen.

Wie Flüchtlinge den Arbeitsmarkt beeinflussen

Nach der Prognose von Volkswirten deutscher Großbanken wird die Zahl der Jobsuchenden 2017 im Schnitt zwischen 70.000 und 90.000 steigen. Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld rechnet sogar mit einem Plus von 160.000 im Vergleich zu 2016. "Der Abbau der Arbeitslosigkeit wird künftig etwas holpriger werden", ist er überzeugt. Das liege zum einen an der Flüchtlingszuwanderung, aber auch an den zunehmenden Problemen, Langzeitarbeitslose in Arbeit zu vermitteln.

Heiko Peters von der Deutschen Bank sieht das ähnlich. Der Ökonom räumt zwar ein, dass es weiter schwierig sei, die Auswirkungen der Flüchtlingszuwanderung auf den Arbeitsmarkt im nächsten Jahr einzuschätzen. "Wir haben aber schon die Annahme, dass im kommenden Jahr viele Flüchtlinge in die Arbeitslosigkeit wechseln werden", berichtet er. Viele der 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge absolvieren derzeit noch Sprach- und Berufsvorbereitungskurse. In dieser Zeit gelten sie nicht als arbeitslos.

dk/wl/ul/sti (dpa, rtr)