Argentiniens Finanzminister gibt auf
18. August 2019Er sei überzeugt, dass die Regierung des südamerikanischen Landes unter den derzeitigen Umständen eine "erhebliche Erneuerung im Wirtschaftsbereich" benötige, heißt es im Rücktrittsschreiben Nicolás Dujovnes (Artikelbild), das die Zeitung "La Nación" auf ihrer Website veröffentlichte.
Nachfolger im Amt wird Hernán Lacunza. Er war bislang Wirtschaftsminister der Provinz Buenos Aires. "Ich habe Vertrauen, dass er die geeignete Person für diese neue Etappe ist", schrieb Präsident Mauricio Macri auf Twitter.
Ende der Amtszeit Macris zeichnet sich ab
Auslöser der Krise waren Vorwahlen. Bei den allgemeinen Vorabstimmungen vor einer Woche hatte Macri eine herbe Niederlage hinnehmen müssen. Der Oppositionskandidat Alberto Fernández, mit der Ex-Präsidentin Cristina Kirchner als Vizekandidatin, erhielt 47,6 Prozent der Stimmen. Macri kam lediglich auf 32 Prozent. Die Vorwahlen gelten als wichtiger Stimmungstest für die Präsidentenwahl im Oktober.
Der ausgeschiedene Minister Dujovne hatte 2018 Finanzhilfen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 56 Milliarden US-Dollar ausgehandelt, die mit hohen Sparauflagen im Staatshaushalt verbunden waren. Die hohe Inflation und die anhaltende Rezession ließen viele Wähler bei den Vorwahlen gegen Macri stimmen. Nach den Vorwahlen waren die Aktienmärkte und der Peso eingebrochen.
Steuerkürzungen und Boni
Die Regierung versprach daraufhin am Mittwoch Steuerkürzungen für Arbeiter und Angestellte, eine Streckung der Abgaben für kleine und mittelständische Unternehmen, Boni für Beschäftigte im öffentlichen Dienst und eine Anhebung des Mindestlohns. Zudem wurde der Benzinpreis für 90 Tage eingefroren. Nach Medienberichten war Dujovne mit diesen Maßnahmen nicht einverstanden.
Nach dem Votum hatten die Ratingagenturen Fitch und Standard & Poor's (S&P) den Daumen über Argentinien gesenkt. Die Niederlage Macris sorgte am argentinischen Aktienmarkt für Turbulenzen, der Leitindex der Börse Buenos Aires verbuchte in Dollar gerechnet einen Kurseinbruch um fast 50 Prozent. Das ist der zweitgrößte Absturz eines Aktienmarktes weltweit seit 1950. Die Währung des Landes fiel um 21 Prozent.
Pleiten sind in Argentinien regelmäßig zu beobachten. Seit der Unabhängigkeit 1816 konnte das Land sieben Mal seinen Verpflichtungen im Ausland nicht nachkommen. Herausragend dabei die Jahre 1989 und 2001. Ende der 1980er Jahre betrug die Inflation knapp 3100 Prozent. 2001 konnte Argentinien Auslandschulden in Höhe von 100 Milliarden Dollar nicht mehr bedienen.
cgn/fab (afp, dpa, rtr)