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Politik

Argentinier Grossi wird neuer IAEA-Chef

29. Oktober 2019

Die UN-Atomenergiebehörde IAEA bekommt mit dem Argentinier Rafael Grossi einen neuen Chef. Der ehrgeizige Diplomat kündigte Veränderungen in der Arbeit der Behörde an.

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Österreich Wien Rafael Grossi
Bild: picture-alliance/AP Photo/R. Zak

Die Internationale Atomenergiebehörde spielt eine zentrale Rolle bei der Überwachung des Atomabkommens mit dem Iran. Mit Rafael Grossi (Artikelbild) rückt nun ein erfahrener argentinischer Diplomat an die Spitze der Behörde. Der 58-Jährige erhielt die benötigte Zweidrittelmehrheit im IAEA-Gouverneursrat und setzte sich damit gegen den kommissarischen Chef Cornel Feruta aus Rumänien durch. Die IAEA-Generalversammlung muss die Wahl noch offiziell bestätigen. Grossi folgt dem Japaner Yukiya Amano nach, der im Juli im Alter von 72 Jahren gestorben war. Amano leitete die IAEA knapp zehn Jahre.

Grossi war von 2010 bis 2013 Kabinettschef der IAEA unter Amano und zuletzt Botschafter Argentiniens in Österreich sowie bei den Vereinten Nationen in Wien. Der 58-Jährige gilt als sehr ambitioniert. Schon länger wurde ihm nachgesagt, dass er den Chefposten bei der IAEA anstrebe. Diese Ambitionen sollen auch zu Spannungen mit Amano geführt haben, aufgrund derer Grossi 2013 seinen Job bei der Atomenergiebehörde aufgab. Nach dem Tod Amanos bewarb er sich als erster um den Posten des Generaldirektors.

Der verstorbene IAEA-Chef Yukiya Amano im März 2016
Der verstorbene IAEA-Chef Yukiya Amano im März 2016Bild: Getty Images/J. Klamar

Nach seiner Wahl sagte Grossi, dass sein Ansatz für die Kontrollmissionen der IAEA von Entschlossenheit und Fairness geprägt sei. "Ich denke, es ist wichtig, dass die Mitgliedstaaten und die internationale Gemeinschaft die Garantie haben, dass ich absolut unabhängig und unempfindlich für Druck bin", sagte Grossi. Mit den Medien wolle er eng zusammenarbeiten. Sein Vorgänger Amano war immer wieder dafür kritisiert worden, dass die IAEA unter ihm nur zurückhaltend Informationen an die Öffentlichkeit gab. Der Argentinier hatte schon vor der Abstimmung angekündigt, dass er die IAEA "nachkalibrieren" wolle, um Themen wie die nukleare Sicherheit stärker in den Mittelpunkt zu stellen.

Der studierte Politikwissenschaftler Grossi arbeitet seit 1984 für den Auswärtigen Dienst seines Heimatlandes. Zunächst wurde er beauftragt, das lange geheimgehaltene Atomprogramm der gerade gestürzten argentinischen Militärdiktatur zu untersuchen. "Mir wurden die Grundlagen des nuklearen Ingenieurwesens beigebracht, ich habe alle Anlagen besucht und angefangen, in diesem Bereich zu arbeiten. Und ich habe nie damit aufgehört", sagte Grossi im August.

Irans Präsident Hassan Rohani beim Beusch eines Atomkraftwerks
Irans Präsident Hassan Rohani beim Beusch eines AtomkraftwerksBild: picture-alliance/AP Photo/Iranian Presidency Office/M. Berno

In den folgenden Jahren nahm Grossi in Genf an den Verhandlungen zur Chemiewaffenkonvention und dem Kernwaffenteststopp-Vertrag teil. 2002 wurde er Kabinettschef bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen mit Sitz in Den Haag, anschließend folgte das Engagement bei der IAEA.

Die Atomenergiebehörde spielt weltweit eine entscheidende Rolle bei der Überwachung der friedlichen Nutzung der Kernenergie und dem Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen. Die UN-Sonderorganisation mit 171 Mitgliedstaaten überwacht etwa den Atomwaffensperrvertrag.

Seit 2016 ist die IAEA zudem für die Überwachung des Atomabkommens mit dem Iran zuständig. Seit dem einseitigen Ausstieg der USA aus der unter Amano erzielten Vereinbarung steht diese auf der Kippe. Teheran begann als Konsequenz vor einigen Wochen mit dem schrittweisen Rückzug aus dem Atomabkommen.

stu/sti (dpa, afp, rtr)