Armeechef will Präsident werden
6. Februar 2014"Ich habe keine andere Wahl, als dem Wunsch des ägyptischen Volkes zu entsprechen", begründete der Oberkommandierende der ägyptischen Streitkräfte, der stellvertretende Regierungschef und Verteidigungsminister Abdel Fattah al-Sisi, in der kuwaitischen Tageszeitung "Al-Seyassah" seinen Entschluss, bei der bevorstehenden Präsidentenwahl in Ägypten anzutreten. "Ich werde mich an das Volk wenden, um sein (in mich gesetztes) Vertrauen durch ein freies Votum zu erneuern", sagte der Feldmarschall.
Der starke Mann des Landes
Beobachter hatten diese Ankündigung bereits seit Wochen erwartet. In Ägypten sollen bis spätestens Mitte April Präsidentenwahlen stattfinden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Ein klarer Wahlsieg Al-Sisis ist wahrscheinlich. Al-Sisi gilt seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär Anfang Juli 2013 als der starke Mann in Ägypten. Vor anderthalb Wochen hatte ihn der Oberste Militärrat, das Oberkommando der Streitkräfte, zu einer Präsidentschaftskandidatur ermächtigt. Auch dieses Gremium hatte mit dem "Wunsch des Volkes" argumentiert, dem sich der oberste Militär des Landes nicht entziehen dürfe.
In den vergangenen Monaten war um den 59-Jährigen ein regelrechter Personenkult entstanden. Al-Sisis Porträt in Uniform prangt nicht nur auf Plakaten in den Straßen und auf Autoscheiben, sondern es zierte sogar Kuchen in den Bäckereien. Viele Ägypter erhoffen sich von dem Militär eine Überwindung der politischen Konflikte und der Gewalt, die das Land am Nil seit dem Sturz von Langzeitherrscher Husni Mubarak vor drei Jahren durch einen Volksaufstand und die Entmachtung Mursis im vergangenen Sommer erschüttern.
Keine zugkräftigen Gegenkandidaten
Angesichts von Al-Sisis Popularität haben Schwergewichte der ägyptischen Politik bereits angekündigt, nicht zur Wahl anzutreten, sollte der Armeechef kandidieren. Entsprechend äußerten sich der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa und der Linkspolitiker Hamdeen Sabbahi, der 2012 erfolglos gegen Mursi kandidiert hatte.
Im Falle einer Wahl Al-Sisis würde sich in gewissem Sinne in Ägypten der Kreis schließen. Mit Ausnahme Mursis kamen seit dem Sturz der Monarchie 1952 alle Staatschefs aus den Streitkräften.
wl/kis (dpa, afp, rtr)