Armenien erwartet Flüchtlingswelle aus dem Libanon
27. Juli 2006Bereits am 21. Juli wurden mit zwei Sondermaschinen 220 Armenier aus Syrien nach Jerewan ausgeflogen, darunter armenische und libanesische Staatsbürger. Seit Beginn der Kampfhandlungen im Libanon wurden bereits etwa 400 Menschen nach Armenien gebracht. Nach Angaben des armenischen Außenministeriums leben derzeit im Libanon 1.200 armenische Staatsbürger.
50.000 Armenier in Beirut
Darüber hinaus erwartet man in Armenien auch eine Welle von Flüchtlingen libanesischer Staatsangehörigkeit, denn im Libanon lebt seit langem eine große und einflussreiche armenische Minderheit, die heute auf bis zu 130.000 Menschen geschätzt wird. Mindestens 50.000 von ihnen leben in der Hauptstadt Beirut. Die armenische Minderheit ist im libanesischen Parlament mit sieben Abgeordneten und in der Regierung mit einem Minister vertreten.
Syrien ist Zwischenstation
Eine Studentin aus Beirut, die vergangene Woche in Jerewan angekommen war, sagte der Deutschen Welle, der Flughafen der libanesische Hauptstadt sei vollkommen zerstört und deswegen würden die meisten Armenier auf dem Landweg nach Syrien flüchten. Dort können manche der Flüchtlinge bei Verwandten unterkommen. Aber die meisten Flüchtlinge beabsichtigen, nach Armenien zu flüchten. An der libanesisch-syrischen Grenze sind ständig armenische Diplomaten im Dienst.
Regierung beschließt Maßnahmen
Auf einer Sondersitzung der armenischen Regierung wurde beschlossen, die Anzahl der Flüge nach Syrien zu erhöhen, um die Menschen zu evakuieren. Die Regierung beschloss ferner, allen Flüchtlingen - Armeniern und Bürgern anderer Staaten - kostenlos Visa ausstellen und Asyl zu gewähren. In armenischen Pensionen und Sanatorien stehen bereits Räume zur Verfügung, um jene Flüchtlinge unterzubringen. Im Außenministerium wurde eine Hotline eingerichtet. Armenien verfügt über Erfahrungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Allein im vergangenen Jahr kamen dort 450 Armenier aus dem Irak an.
Aschot Gasasjan, Jerewan
DW-RADIO/Russisch, 21.7.2006, Fokus Ost-Südost