Armin Laschet: Der Unterschätzte mit dem langen Atem
10. Februar 2020Armin Laschet war bis heute die stille Reserve in der Riege der potentiellen Nachfolger für den CDU-Vorsitz und das Kanzleramt. In einer Meinungsumfrage vom Dezember lag der 58-Jährige noch abgeschlagen im hinteren Bewerberfeld. Wobei er es offensichtlich nicht für nötig hält, für sich zu werben. Schließlich ist er Ministerpräsident des einwohnerstärksten Bundeslandes, Nordrhein-Westfalen, und könnte schon von Amts wegen einen Anspruch auf den Vorsitz der Bundespartei und die Kanzlerkandidatur anmelden. In NRW führt der Aachener seit dem Frühjahr 2017 eine Koalition mit den Liberalen an. Und das ziemlich erfolgreich - die Zustimmungswerte für die CDU jedenfalls sind stabil.
Meister des Unverbindlichen
Sein Erfolgsrezept: Er ist kein Provokateur, eher das Gegenteil. "Er ist ein sympathischer, gewinnender Mensch, der gut zusammenführen kann - als Meister des Unverbindlichen", sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki vor einigen Tagen über Laschet. "Ich gehe davon aus, dass er genau deswegen Kanzlerkandidat der Union werden wird." Damit könnte Kubicki richtig liegen.
Vor einigen Jahren noch hatte wenig darauf hingedeutet, dass Laschets politische Karriere solche Höhen erklimmen könnte. Im Jahr 1998 verlor er nach vier Jahren sein Bundestagsmandat. Von 2005 bis 2010 war er Minister in NRW, die Regierung aber scheiterte. Im damaligen Kabinett von Jürgen Rüttgers - als CDU-Ministerpräsident eine Ausnahme im SPD-dominierten NRW der vergangenen Jahrzehnte - machte sich Laschet einen Namen als erster Integrationsminister des Bundeslandes. Wegen seiner liberalen Haltung und seinen differenzierten Ansichten in der Integrations- und Ausländerpolitik nannten ihn politische Gegner spöttisch herablassend "Türken-Armin".
Mitglied der "Pizza-Connection"
Auch als Oppositionsführer in NRW musste der Jurist einiges an Kritik ertragen und so manche Niederlage wegstecken. Doch Laschet zeigte Durchhaltevermögen und bewies, dass man ihn trotz seiner jovialen Art als ernstzunehmenden Politiker nicht unterschätzen sollte: 2017 wurde der Jurist zum Ministerpräsidenten gewählt.
Laschet gilt als strammer Merkel-Anhänger. Während der Flüchtlingskrise ab 2015 stand er unverrückbar an der Seite der Kanzlerin. Mittlerweile steht er wie Merkel für eine etwas härtere Gangart. Auch im Umgang mit den Grünen blieb er auf Kurs. Laschet gehörte zur sogenannten "Pizza-Connection". Im damaligen Regierungssitz Bonn, der Umzug nach Berlin erfolgte 1999, trafen sich in einem Weinkeller eines italienischen Restaurants CDUler mit den damals noch nicht als bürgerlich angesehenen Grünen. Die jungen aufstrebenden Politiker wollten sich unbeobachtet und abseits der parlamentarischen Betriebs kennenlernen, um mögliche politische Gemeinsamkeiten auszutesten.
Experte für viele Bündnisse
Die Beziehungen halten noch heute. Viele der damaligen Geheimbündler gehören heute zum Führungspersonal beider Parteien. Für ein nach Umfragen sehr wahrscheinliches Bündnis der CDU mit den Grünen auf Bundesebene wäre Laschet ein Experte. Schon jetzt hat er ein schwarz-grünes Image, obwohl er in Nordrhein-Westfalen mit den Liberalen regiert.
Auch für ein mögliches Dreierbündnis CDU/Grüne/FDP wäre Laschet der richtige Mann. Ein solches Jamaika-Bündnis sollte schon 2017 geschlossen werden, scheiterte aber an der FDP. Laschet soll sich damals sehr für dieses Bündnis eingesetzt haben.
Laschets Privatleben könnte durchaus als beispielhaft für einen konservativ-liberalen Politiker angesehen werden. Seine Ehefrau Susanne kennt er schon aus Kindertagen. Gefunkt hatte es zwischen ihnen beim gemeinsamen Singen im Kirchenchor. Mit Anfang 20 heirateten sie und bekamen drei Kinder. Der Fußballfan Laschet verbringt seine Urlaube gerne in Italien, liebt den Bodensee und Krimis.