Familienreport: Armutsrisiko für Kinder
15. September 2017In Deutschland nimmt die Zahl der Familien zu, in denen Kinder von Armut und Bildungsdefiziten bedroht sind. Das geht aus dem Familienreport 2017 der Bundesregierung hervor, der in Berlin vorgestellt wurde. Vorab hatte die "Süddeutsche Zeitung" aus dem Papier zitiert. Demnach gelten etwa 2,8 Millionen Kinder als armutsgefährdet, 1,5 Prozent mehr als im Vergleichsjahr 2010. Zudem beklagt der Bericht eine wachsende Ungerechtigkeit.
Grund für den Anstieg sei auch der Zuzug von Kindern aus Migrantenfamilien nach Deutschland, heißt es. Um die Chancen dieser Kinder zu verbessern, seien gute Ganztagsangebote notwendig, aber auch mehr frühkindliche Bildung und Betreuung. Diese werde auch in Migrantenfamilien gut angenommen. Bei Kindern bis zu drei Jahren sei die Betreuungsquote hier um sieben Prozentpunkte auf 21 Prozent gestiegen.
Schwierig: Väter als Alleinverdiener
Als weitere Ursache für Armut und Bildungsdefizite nennt der Bericht Väter als Alleinverdiener. Ihre Familien hätten im Monatsdurchschnitt 3.393 Euro netto zur Verfügung. Arbeite die Mutter zusätzlich 15 bis 28 Stunden, habe die Familie 1.000 Euro mehr. Arbeiteten beide Eltern 28 bis 36 Wochenstunden, brächten sie netto durchschnittlich 4.154 Euro heim. "Der beste Schutz vor Armut ist die Erwerbstätigkeit beider Elternteile", heißt es im Report. Gerade unter Jüngeren wachse zudem die Zustimmung zu partnerschaftlicher Arbeitsteilung.
"Die Chancen von Kindern sind in unserem Land immer noch zu ungleich verteilt", sagte Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) der "Süddeutschen Zeitung". Der Staat erreiche zu viele Kinder mit seinen Angeboten nicht. "Das beste Mittel, um bestehende Ungerechtigkeiten zu beseitigen, ist eine gute, verlässliche und kostenfreie Kinderbetreuung", so Barley, die sich zugleich für einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Grundschulkinder aussprach. Neben Alleinerziehenden, Kinderreichen und berufstätigen Müttern müssten zudem auch Väter stärker unterstützt werden.
Argumente für den Rest-Wahlkampf
Dass der von der SPD gestellten Familienministerin, wenige Tage vor der Bundestagswahl, die Ergebnisse des Familienreports gute Argumente für den Rest-Wahlkampf bieten, soll nicht unerwähnt bleiben. In einem Land, in dem viele Bürger "gut und gerne leben", wie die CDU in ihrer Wahlkampagne feststellt.
ml/uh (afp, KNA)