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Arsenals Miedema-Dilemma

Alina Schwermer
25. Oktober 2022

In der englischen Women’s Super League waren die "Arsenal Ladies" in den vergangenen drei Jahren Chelsea unterlegen. Diese Saison könnte ihre werden. Aber spielt Superstar Vivianne Miedema dabei noch eine Rolle?

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Frauenfußball | Arsenal - Liverpool | 2. Tor
Bild: James Whitehead/SPP/IMAGO

Hätte es am vergangenen Wochenende für die "Arsenal Ladies" brenzlig werden können? Diese Hoffnung kursierte zumindest in Liverpool, wo der Londoner Klub Arsenal WFC zum dritten Auswärtsspiel in Serie antreten musste - womöglich erschöpft von intensiven Wochen mit einem Champions-League-Vorrundenspiel hinter sich und einem weiteren unmittelbar vor der Brust.

Rekordserie für Arsenal: Zwölf Siege in Folge

Die Hoffnung erwies sich als falsch. Am Ende der Partie standen ein recht souveränes 2:0 für Arsenal - und ein Rekord: Zwölf Siege in Serie hat das Team saisonübergreifend nun in der Women’s Super League (WSL) hingelegt. Und damit die eigene Bestmarke egalisiert, die es im Jahr 2018 aufgestellt hatte, jener Saison, in der Arsenal zum letzten Mal die Meisterschaft holte.

Das muss ja beinahe Träume wecken, auch wenn Trainer Jonas Eidevall zu Bescheidenheit aufruft. "Wir haben eine gute Leistung gezeigt, aber alles, was Arsenal im Moment anfasst, wird zu Gold", beschrieb Liverpools Trainer Matt Beard die Unterlegenheit seines Teams. Schon nach 22 Minuten hatte Arsenal dank der Tore der ehemaligen Potsdamer Bundesligaspielerin Lia Wälti und der Norwegerin Frida Maanum mit 2:0 geführt.

Allerdings machte Liverpool, das unter den traditionellen Männer-Spitzenklubs, die auch Frauen-Mannschaften haben, bisher eine untergeordnete Rolle spielt, spielerische Fortschritte und setzte Arsenal vor allem in der zweiten Hälfte gehörig unter Druck. Das lässt die Gegner aufhorchen, namentlich die punktgleichen Klubs von Manchester United und Chelsea, wobei letzterer Klub bereits ein Match mehr gespielt hat.

Nur Ersatz: Vivianne Miedema, bestbezahlte Fußballerin Englands

Die Freude beim Tabellenersten ist also nicht gänzlich ungetrübt, vor allem gibt es in London ja noch die Debatte um Vivianne Miedema.

Die Niederländerin, zweifache Torschützenkönigin für Arsenal, Rekordtorschützin der WSL und aktuell bestbezahlte Fußballerin in England, verbrachte die letzten beiden Partien als Ersatzspielerin. Den Vorzug erhielt die derzeit starke Maanum.

Vivianne Miedema ist frustriert: Die aktuell bestbezahlteste Fußballerin Englands ist derzeit nur Ersatz
Derzeit nur Ersatz: Rekordtorschützin Vivianne MiedemaBild: Remko Kool/PRO SHOTS/picture alliance

Miedema, die in ihren sechs Jahren bei Arsenal mit bisher 72 Toren in 80 Spielen eine Art Legendenstatus genoss, war dieses Jahr sowohl von Barcelona als auch von Paris Saint-Germain umworben worden, hatte die Top-Adressen aber abgelehnt: Mit Arsenal Titel zu gewinnen, sei ihr wichtiger als einem Team beizutreten, das bereits Erfolge in Serie feiere, ließ die 26-Jährige wissen. Nun könnte Arsenal tatsächlich mal wieder eine Meisterschaft erringen, aber welche Rolle wird Miedema dabei spielen?

Arsenal triumphiert über Lyon in der Champions League

Alina Schwermer Kommentarbild
DW-Autorin Alina SchwermerBild: privat

Ohne die Niederländerin siegte Arsenal vergangene Woche überraschend mit einem rauschhaften 5:1 gegen die Champions-League-Gewinnerinnen von Olympique Lyon - es war die höchste Niederlage für Lyon seit 2006. Kippt die Vormachtstellung Frankreichs diese Saison zugunsten Englands und Spaniens? Paris Saint-Germain verlor im ersten Gruppenspiel der Champions League ebenfalls: auch gegen einen englischen Klub, den Chelsea FC Women.

Ein einzelner Spieltag vermag nun wenig zu sagen, doch könnte mittelfristig die breitere Qualität sowohl in England als auch in Spanien entscheidend sein. In Frankreich fehlt es medial, finanziell und sportlich oft am Unterbau hinter den beiden Spitzenclubs Lyon und PSG.

Arsenal dürfte das aktuell weniger kümmern - eher schon die ebenso starken Saisonstarts von Chelsea und Manchester United. Und Miedema? Trainer Jonas Eidevall wurde nach der Partie im Gespräch mit der eingewechselten Stürmerin gesehen. Worum es ging, und ob Miedema frustriert sei, darauf wollte er allerdings nicht antworten: "Das ist intern." 

Kann es sich Arsenal leisten, seinen Star mittelfristig auf der Bank zu lassen? Ein goldenes Händchen muss der Klub hier noch beweisen.