E-Sport wird Teil der Asienspiele 2022
19. April 2017Am Montag (17. April) gab das Asiatische Olympische Komitee (OCA) bekannt, dass E-Sport als offizielle Sportart in die Asienspiele 2022 aufgenommen wird. Somit wird es neben "klassischen" Sportarten wie beispielsweise Leichtathletik und Ballsportarten auch für die besten E-Sport-Spieler Gold, Silber und Bronze geben. Die Asienspiele sind nach Olympia das zweitgrößte Multisport-Event weltweit.
Mit der Entscheidung, E-Sport zum Medaillensport zu machen, berücksichtige man die "rasante Entwicklung und Popularität dieser neuen Form der Sportbeteiligung", heißt es in einem Statement des OCA. Bereits bei den Asienspielen 2018 in Jakarta und Palembang in Indonesien sollen einzelne E-Sport-Spiele als Demonstrationssport ausgetragen werden.
Millionenschwere Unterstützung
Welche Computerspiele genau Teil der Asienspiele 2022 sein werden, ist noch nicht klar. Ein Anhaltspunkt könnten die diesjährigen Asian Indoor and Martial Arts Games (AIMAG) im September sein. Das Sportevent bietet eine Mischung aus Kampfsportarten wie Taekwondo und Karate und Hallensportarten von Tennis bis Bowling. Bei den alle vier Jahre ausgetragenen Wettbewerben etabliert das OCA nun erstmals auch E-Sport. Dabei werden neben dem virtuellen Fußballspiel FIFA auch Multiplayer-Online-Battler-Arena-Spiele (Moba) wie das beliebte League of Legends gespielt und so genannte Real-Time-Attack-Spiele (RTA), wozu Ego-Shooter wie das bekannte Counter-Strike zählen.
Zentral für den zunehmenden Aufschwung von E-Sport in Asien ist Alisport. Die Tochterfirma des riesigen, chinesischen Kommunikationanbieters Alibaba wurde 2015 ursprünglich als Alibaba Sports Group gegründet. Vergangenes Jahr kündigte sie mit der International eSports Federation (IESF) bereits eine Investition in den E-Sport-Markt in Höhe von 150 Millionen Dollar an. Jetzt unterstützt die Firma das OCA bei der Förderung von E-Sport bei den Asienspielen: "Wir sind sicher, dass die enormen organisatorischen Möglichkeiten und Alisports Erfahrung im E-Sport Bereich für den OCA bei der Weiterentwicklung von Sport hilfreich sein werden", so der OCA-Präsident Ahmad Al Fahad Al Sabah.
Mehr als bloßes "Zocken"
In den letzten Jahren ist E-Sport enorm gewachsen und hat sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. Im Jahr 2016 wurde weltweit mehr als eine halbe Milliarde Euro umgesetzt. In Asien wird die Anzahl der Spieler im E-Sport auf 350 Millionen geschätzt. Auch in Deutschland entwickelt sich die Branche zunehmend. Vereine wie der FC Schalke 04 und der VfL Wolfsburg haben eigenen E-Sport Teams gegründet. Turniere zahlreicher Spiele werden in großen Hallen veranstaltet und werden online von hunderttausenden Zuschauern verfolgt.
In Deutschland wird E-Sport jedoch nicht offiziell als Sport anerkannt. Dafür erfüllt er bislang noch nicht die drei Hauptkriterien des Deutschen Olympia Sportbundes (DOSB). Dazu zählen körperliche Anstrengung mit einer die Sportart definierenden motorischen Aktivität, ethische Werte wie Chancengleichheit und Fairplay sowie die Organisation in Verbänden.
"Ein Schub für die Szene in Deutschland"
Für Sportarten wie Motorsport oder Schach gibt es Sonderregelungen und Ausnahmen von diesen Bedingungen, die zu ihrer Akzeptanz als Sportart führten. Deutsche Akteure der E-Sport-Szene hoffen, die Entscheidung des OCA könnte auch ein Impuls für Veränderungen in Deutschland sein: "In immer mehr Ländern wird eSports als offizielle Sportart anerkannt. Die Aufnahme als neue Disziplin bei einem internationalen Sportturnier ist nur folgerichtig. Wir hoffen, dass die Entscheidung des Asiatischen Olympischen Komitees auch in Deutschland zu einem Umdenken führt und eSports auch hierzulande als Sportart anerkannt wird", so Felix Falk, Geschäftsführer des BIU (Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware), gegenüber der DW.
Eine Anerkennung als offizieller Sport "könnte der Szene in Deutschland einen deutlichen Schub verpassen", so Falk. Lokale und regionale Vereine könnte von öffentlicher Förderung profitieren, die zur Organisation von eigenen Sportvereinen und zur Einrichtung von Spielstätten genutzt werden könnte. Zudem könnten E-Sportler mit einem offiziellen Sportler-Visum einreisen, was bisher nicht möglich ist und "was auch die Veranstaltung großer, internationaler eSports-Turniere in Deutschland erschwert."