Astana erhält Lizenz - trotz Dopingfällen
11. Dezember 2014Der Radsport-Weltverband UCI hat dem umstrittenen kasachischen Rennstall die Lizenz für die Rennen der WorldTour 2015 erteilt. Damit darf das Team des italienischen Tour-de-France-Siegers Vincenzo Nibali weiter bei den wichtigsten Rennen und Rundfahrten starten - trotz fünf aufgedeckter Dopingfälle bei Astana in den vergangenen drei Monaten. UCI-Präsident Brian Cookson wies darauf hin, dass der Rennstall "auf Bewährung" fahre. Die Untersuchung einer unabhängigen Kommission der Universtität Lausanne zur angeblichen Dopingkultur bei Astana sei noch nicht abgeschlossen, sagte der Brite. Außerdem könnte die Lizenz auch noch entzogen werden, wenn Unterlagen der Staatsanwaltschaft Padua belastendes Material gegen das Team enthielten. Die italienische Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" veröffentlichte unter Berufung auf die Ermittler aus Padua eine Liste von 38 Radprofis, die in den Jahren 2010 und 2011 engen Kontakt zum italienischen Dopingarzt Michele Ferrari gehabt haben sollen. Darunter befinden sich 17 Astana-Proifs, allen voran der heutige Teammanager Alexander Winokurow.
Jaksche: "UCI ist ein zahnloser Tiger"
Die Frage, ob das Astana-Team die Lizenz erhalten würde, galt unter Experten als Test dafür, ob es die UCI unter ihrem neuen Präsidenten Cookson wirklich ernst meint mit dem angekündigten harten Kampf gegen Doping. "Das zarte Pflänzchen, dass sich im Radsport vielleicht doch etwas zum Positiven ändern kann, wurde zertrampelt", sagte der deutsche Ex-Profi Jörg Jaksche, der seit seinem Dopinggeständnis 2007 zu den härtesten Kritikern der Verantwortlichen im Radsport zählt. "Die UCI scheute offensichtlich das Risiko einer Prozess-Lawine im Falle einer Lizenzverweigerung." Jaksche nannte den Weltverband einen "zahnlosen Tiger". Der Brite Peter Kennaugh aus dem Sky-Team von Ex-Tour-Sieger Chris Froome twitterte: "Wie lächerlich kann dieser Sport sein! Die sauberen Fahrer im Peloton müssen sich zusammenschließen und diese Schwindler aussortieren. Genug ist genug."
Nibali bestreitet Kontakt zu Dopingarzt Ferrari
Tour-de-France-Sieger Vincenzo Nibali äußerte sich erleichtert über die Entscheidung der UCI, seiner Mannschaft die Lizenz zu erteilen. "Ich denke nicht, dass unser Team das schlimmste ist, denn in anderen gibt es schlimmere Leute als hier", sagte der Italiener im Trainingslager in Calpe an der Costa Blanca. Erneut wies er Berichte über Kontakte zu Dopingarzt Ferrari zurück. "Ich bin wütend. Ich akzeptiere alles, nur Verleumdungen nicht", sagte Nibali. "Ich habe schon hundertmal erklärt, dass ich Michele Ferrari nicht kenne. Ich habe mich nie von ihm betreuen lassen."
sn/asz (sid,dpa)