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Gerst zurück auf der Erde

10. November 2014

Ende der Mission: Nach fast einem halben Jahr im Weltall hat der deutsche Astronaut Alexander Gerst wieder festen Boden unter den Füßen - in Kasachstan. Noch an diesem Montag wird er in Köln zurückerwartet.

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Alexander Gerst und Maxim Surayev kurz nach der Landung in Kasachstan (Foto: AFP)
Bild: Reuters/Shamil Zhumatov

Etwa dreieinhalb Stunden nach dem Abdocken von der Internationalen Raumstation ISS landete die Sojus-Kapsel mit Alexander Gerst, dem Russen Maxim Surajew und dem US-Amerikaner Reid Wiseman in der Steppe Kasachstans. Das bestätigte die Flugleitzentrale bei Moskau. Da sich die robuste Sojus nicht punktgenau steuern lässt, stand ein etwa 900 Kilometer langer und rund 200 Kilometer breiter unbewohnter Landestreifen zur Verfügung. Nun arbeiten auf der ISS - dem Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde - noch zwei Russen und ein US-Amerikaner.

Bei bewölktem Himmel und frostigen Temperaturen landete das rund drei Tonnen schwere Raumschiff von Fallschirmen gebremst in der Steppe. Das russische Staatsfernsehen zeigte, wie Helfer die Rückkehrer aus der engen Sojus trugen. Gerst schützte seinen kahlgeschorenen Kopf mit einer weißen Schirmmütze und reckte lächelnd die rechte Faust nach oben. Bei seiner ersten Reise in den Kosmos habe er sich gut gefühlt, sagte Gerst in Russisch. Surajew lobte die "tolle Zusammenarbeit" zwischen Russland, den USA und Deutschland. "Jeder sollte vom Beispiel der ISS-Raumfahrer lernen", sagte er.

Die Astronauten Alexander Gerst, Maxim Surayev und Reid Wiseman in Decke gehüllt (Foto: Reuters)
Es ist kalt in Kasachstan: Die Astronauten Alexander Gerst, Maxim Surayev und Reid WisemanBild: Reuters/Shamil Zhumatov

"Die Crew fühlt sich normal", sagte ein Mitglied der Rettungskräfte. Ärzte untersuchten die Männer. Die Landung gilt auch deswegen als extrem anstrengend für die Raumfahrer, weil ihre Körper nach monatelangem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit geschwächt sind. Nach der Ankunft etwa 82 Kilometer nördlich der Stadt Arkalyk mussten die Heimkehrer die erste Zeit auf Klappsesseln verbringen. "Ihr Orientierungssinn ist noch gestört", sagte ein Arzt. In Decken gehüllt, winkte das Trio in die Kameras. Dann trugen Helfer die Männer in ein Zelt.

"Es war wunderbar"

Gerst war insgesamt fast 166 Tage im All. "Vielen Dank Euch allen, dass Ihr mich in den Weltraum begleitet habt. Es war wunderbar dank all Eurer Unterstützung!", twitterte der 38-jährige Astronaut der Europäischen Weltraumagentur ESA zum Abschluss seiner Mission. Der Geophysiker war der elfte Deutsche im Kosmos. Im Oktober hatte er als dritter Deutscher einen Außeneinsatz an der ISS absolviert: "Mit Abstand die eindrucksvollste Erfahrung meines Lebens."

Weltraumeinsatz von Alexander Gerst (Foto: NASA)
Gerst im AußeneinsatzBild: NASA

Während seiner Zeit auf der Internationalen Raumstation war Gerst so etwas wie ein Popstar geworden. Mehr als 180.000 Follower verfolgten seine fast täglichen Berichte auf Twitter: Fotos von Städten, dem Leben auf der ISS oder Gedanken."In mondlosen Nächten kommt es mir manchmal so vor, als hinge die Erde wie eine monströse schwarze Kugel über mir", schrieb der Astronaut in einem seiner Tweets.

Während der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien spielte Gerst mit seinen Kollegen Fußball in der Schwerelosigkeit. Wiseman rasierte er eine Glatze, nachdem dieser eine Fußballwette verloren hatte.

Viele Experimente

Aber eigentlich bestand Gersts Alltag im All vorwiegend aus Arbeit. Der Astronaut war an rund 100 wissenschaftlichen Experimenten beteiligt. So testete er unter anderem das Verhalten bestimmter Werkstoffe bei fehlender Gravitation. Gerst habe seine Aufgabe "nicht nur erfüllt, sondern übererfüllt", sagte Jan Wörner, der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Dort soll er am Montagabend eintreffen.

Beim DLR wird Gerst seine Regenerationsphase in einer brandneuen Forschungseinrichtung absolvieren: dem sogenannten "enivhab", einer erst im Sommer 2013 eingeweihten weltweit einzigartigen medizinischen Großanlage. In dem 3500 Quadratmeter großen Forschungszentrum können unter anderem Isolationsbedingungen während Langzeit-Raummissionen simuliert werden. Gerst wird der erste Astronaut sein, der dort unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem All untersucht und betreut wird.

wa/wl/kle (dpa, afp)