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Astronaut: Höhlen sind "eine andere Welt"

Conor Dillon cb
10. Juli 2018

Der Astronaut Matthias Maurer hat ein Höhlentraining bei der ESA hinter sich. Im DW-Interview erklärt er, warum ihn die Rettung der 12 Jungen und ihres Trainers aus einer Höhle in Thailand besonders beeindruckt.

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Bildergalerie Thailand Höhlenrettung
Bild: picture-alliance/Royal Thai Navy/Facebook

DW: Was war für Sie das Schwierigste an der Höhlenforschung?

Matthias Maurer: Es gibt verschiedene Aspekte. Da ist einmal das Technische. Man muss die verschiedenen Fertigkeiten erlernen, die man zum Klettern braucht. Schließlich ist Höhlenforschung wie Klettern, nur unterirdisch. Es geht auch um Teamarbeit, weil jeder eine Aufgabe im Team hat und alle nur im Team erfolgreich sein können. Und man muss sich an das Umfeld anpassen, was auch eine ziemliche Herausforderung war.

Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Höhlenforschung und der Arbeit auf dem Mond oder Bohrungen auf dem Mars? Welche praktischen Dinge könnten Sie lernen, die dann auf einem fremden Planeten oder auf dem Mond nützlich sind?

Matthias Maurer
Nach vielen Übungen wurde Maurer im Mai 2018 für den Weltraumeinsatz zertifiziertBild: picture-alliance/dpa/ESA/Sabine Grothues

Wir haben zwei verschiedene Trainingsübungen bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gemacht. Eine davon ist die Höhlenforschung zur Förderung der Teamarbeit. 

Die andere Aktivität ist das Pangaea-Training, das geologisch ausgerichtet ist. Dort üben wir, in Höhlen und Lavaröhren zu gehen, denn auf dem Mond oder auf dem Mars erwarten wir, dass wir solche Lavaröhren finden. Die könnten ein potenzielles Interessengebiet für Entdecker sein.

Und nicht nur ein Interessengebiet, sondern auch ein möglicher Wohnort, richtig? 

Ja, das ist eines der Konzepte, die wir diskutieren, denn in einer Höhle sind Sie vor Mikrometeoriten und Strahlung geschützt. Aber es gibt auch die Herausforderung, die ganze Ausrüstung hineinzubringen. Vielleicht ist eine Lavahöhle ein geeigneter Ort, aber vielleicht auch nicht.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von den in der Höhle gefangenen thailändischen Jungen gehört haben? 

Ich dachte zuerst: Die sind so tief in der Höhle drin und isoliert, und sie sind nicht erfahren - es ist eine Gruppe von Jungen. Ich denke, es gab da sicher eine Menge Panik. Es ist eine völlig andere Welt da drinnen als die, die wir kennen. Auch auf der anderen Seite des Wassers gefangen zu sein und heraustauchen zu müssen - selbst für mich, mit einem gewissen Level an Höhlentraining, wäre das eine Herausforderung. Es war wirklich eine riskante Situation.

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Die Jungen einer Jugendfußballmanschaft und ihr Trainer saßen in der Höhle fest, nachdem plötzlicher Regen den Rückweg überflutet hatteBild: picture-alliance/AP Photo/Tham Luang Rescue Operation Center

Was sind noch andere Gefahren in Höhlen, an die Menschen nicht unbedingt denken?

Man muss bedenken, dass man in einer Höhle Nahrung und Wasser braucht. Sie haben keine Ausrüstung, um das Wasser zu filtern, und Sie müssen auch auf die Toilette gehen. Aber wenn Sie in das Wasser pinkeln, das Sie trinken, dann gibt es ein Krankheitsrisiko. Also muss man den Ort so hygienisch wie möglich halten. Man braucht anständiges Essen - und die Jungs waren viele Tage ohne Essen da drin, also schätze ich, dass sie schon schwach waren. 

Außerdem ist die Umgebung sehr feucht. Das heißt, wenn man einen Schnitt auf der Haut hat, heilt er nicht gut. Sehr feucht bedeutet auch, dass man sich ein wenig bewegt und sofort schwitzt, und dann friert, wenn man stillsteht. Ich kenne die genauen Temperaturen in dieser thailändischen Höhle nicht, aber das war mein Eindruck in Italien. Es ist also eine bizarre Umgebung und man braucht Training, um damit umgehen zu können.

Würden Sie sagen, dass Sie Höhlenforschung jetzt mögen? Würden Sie das in Ihrer Freizeit machen?

Ja, ich glaube, es ist eine neue Welt, die ich entdeckt habe. Und es gefällt mir sehr gut, dieses unbekannte Gebiet zu erkunden. Aber es ist auch eine Herausforderung und ich würde es nie ohne Trainer oder geschultes Personal machen, das mir hilft. Ich bin immer noch ein Anfänger.

Matthias Maurer ist ein deutscher Materialwissenschaftler und Astronaut. Er wurde von der ESA im Jahr 2015 für das Weltraumtraining ausgewählt und hat seine erste Weltraummission noch vor sich.