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Atombehörden-Chef im Iran zurückgetreten

16. Juli 2009

Der langjährige Chef der iranischen Atombehörde, Gholamresa Aghasadeh, hat seinen Rücktritt erklärt. Er gilt als hauptverantwortlich für das umstrittene Atomprogramm. Wer ihm nachfolgt, ist noch ungewiss.

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Der einflussreiche Lenker des iranischen Atomprogramms,Golamresa Aghasadeh, bei einer Pressekonferenz in Teheran (Archivfoto 2003, AP)
Aghasadeh war zwölf Jahre lang Chef der AtombehördeBild: AP

Nach zwölf Jahren im Amt ist der Leiter der iranischen Atombehörde, Gholamresa Aghasadeh, zurückgetreten. Dies berichtete die iranische Agentur ISNA am Donnerstag (16.07.2009).

Eine Begründung für den Rücktritt wurde nicht genannt. Beobachter vermuteten einen Zusammenhang mit der umstrittenen Präsidentenwahl vom 12. Juni. Aghasadeh gilt als Vertrauter von Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi, der nach offizieller Darstellung bei der Wahl dem Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad unterlag.

Aghasadeh habe sein Rücktrittsschreiben bereits vor drei Wochen an Präsident Mahmud Ahmadinedschad übergeben. Der Präsident hat den Rücktritt laut ISNA angenommen. Ein Nachfolger wurde anscheinend noch nicht ernannt.

1997 war Aghasadeh unter Ahmadinedschads Vorgänger, dem reformorientierten Mohammed Chatami, an die Spitze der Behörde gelangt und blieb auch nach dem Machtwechsel 2005 auf seinem Posten. Der 60-Jährige war zuvor von 1985 bis 1997 Erdölminister.

Atomprogramm kräftig vorangetrieben

Aghasadeh hat als Behördenchef das international umstrittene Atomprogramm vorangetrieben. Dazu gehören der Bau technisch fortgeschrittener Zentrifugen und die Anreicherung von Uran. Hochangereichertes Uran kann zum Bau von Atomwaffen genutzt werden.

Der Iran weist jedoch die Vorwürfe aus dem Westen zurück, wonach das Land nach Atombomben strebt. Das Atomprogramm diene nur der Stromgewinnung und zu Forschungszwecken, heißt es dazu immer in Teheran.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA hat der Iran inzwischen mehr als 7000 Zentrifugen in der Nuklearanlage in Natans installiert, von denen bis Anfang Juni 4920 in Betrieb waren. Mittlerweile seien fast 1,4 Tonnen Uran angereichert worden.

Das umstrittene Atomkraftwerk in Buschehr im Südiran (Foto: dpa)
Das umstrittene Atomkraftwerk in Buschehr im SüdiranBild: picture-alliance/dpa

In Aghasadehs Amtszeit wurden mehrere Atomanlagen gebaut, etwa eine Anlage zur Urananreicherung in Natans und eine Fabrik zur Gewinnung von Kernbrennstoff im zentraliranischen Isfahan. Zudem wurde in seiner Zeit der Bau des ersten iranischen Atomkraftwerks in Buschehr vorangetrieben, das bis Ende des Jahres in Betrieb genommen werden soll.

Wegen der Weigerung Teherans, die Anreicherung von Uran zu stoppen, und wegen mangelnder Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde hat der Weltsicherheitsrat in den vergangenen Jahren mehrfach Sanktionen gegen den Iran verhängt. Erst am Mittwoch hatte US-Außenminsterin Hillary Clinton den Iran erneut aufgefordert, mit dem Westen in einen Dialog über sein Atomprogramm zu treten. Das Gesprächsangebot von Präsiden Barack Obama gelte nicht unbegrenzt.

Letzte Entscheidung trifft Chamenei

Der Rücktritt Aghasadehs wird voraussichtlich kaum Einfluss auf die internationalen Verhandlungen mit dem Iran bezüglich des Atomprogramms haben, da der Behördenchef bislang nicht an den Gesprächen teilgenommen hat. Die Entscheidung über das Atomprogramm liegt letztlich beim geistlichen Führer Ayatollah Ali Chamenei, der bei allen Entscheidungen das letzte Wort hat. (nem/kle/mas/ap/afp/dpa)