Atomkraft in Deutschland
Die Debatte um den Ausstieg aus der Atomkraft ist neu entbrannt. Wie sehe sie eigentlich heute aus, die Brutstätten der Kernenergie?
Atomkraftwerk Krümmel vor dem Aus?
Am 28. Juni 2007 brannte ein Transformator auf dem Gelände des Atomkraftwerks Krümmel südöstlich von Hamburg. Das Kraftwerk wurde danach abgeschaltet. Nach zweijährigem Stillstand wurde der Rektor im Juni 2009 wieder angefahren. 14 Tage später legte ein Kurzschluss den Betrieb erneut lahm. Wann Krümmel wieder ans Netz geht, ist offen. Trotz der vom Betreiber Vattenfall angekündigten Prüfoffensive häufen sich die Forderungen nach einer endgültigen Stilllegung von Krümmel.
Biblis
Das 1974 in Betrieb genommene Kernkraftwerk in der südhessischen Gemeinde Biblis ist Deutschlands ältester Atommeiler. Laut Atomkonsens ist die Zeit für das von RWE betriebene Kernkraftwerk abgelaufen. Der Druckwasserreaktor soll 2009 vom Netz gehen – nach 32 Jahren und mehreren Lecks im Kühlwassersystem.
Demonstrationsziel AKW Brokdorf
Bürgerkriegsähnliche Proteste konnten 1976 den Bau des Kernkraftwerks Brokdorf in Schleswig-Holstein nicht verhindern. DasKernkraftwerk wurde in den frühen 80er Jahren der zentrale Anlaufpunkt für die Demonstrationen der Anti-Atomkraft-Bewegung. Bis zu 100.000 Menschen engagierten sich dort bei den größten Anti-Atom-Protesten der deutschen Geschichte. Am 8. Oktober 1986 ging das Kernkraftwerk als weltweit erste Anlage nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl in Betrieb.
Sondergenehmigung für AKW Isar
Das Kernkraftwerk Isar in der Nähe von Landshut ist das Partnerkraftwerk des tschechischen Kernkraftwerks Temelín. Die niederbayerischen Isar-Kernkraftwerke dürfen durch eine Sondergenehmigung wärmeres Wasser in die Isar leiten und in den warmen Sommermonaten die Isar sogar auf mehr als 25 Grad erwärmen. Die jetzige Genehmigung für den Betreiber E.ON läuft noch bis Ende 2009.
"Pannenreaktor" Brunsbüttel
Das 1976 ans Netz gegangene Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein hat sich als störanfällig erwiesen. Seit Juli 2007 ist es abgeschaltet und speist demzufolge keinen Strom mehr ins Netz ein. Das Kraftwerk verfügt deshalb noch über eine zulässige Reststrommenge – Ursache für die Hoffnung der Besitzer E.ON und Vattenfall, durch Umverteilung der Restlaufzeit von anderen Kernkraftwerken die geplante endgültige Stilllegung des Reaktors im Jahre 2009 doch noch verschieben zu können.
Lubmin wird abgerissen
Mehr als eintausend Arbeiter sind mit der Demontage des 1990 stillgelegten Kernkraftwerks Lubmin in der Nähe von Greifswald beschäftigt. Der Bund stellt bis zum Jahr 2035 rund 3,2 Milliarden Euro für die weltweit umfangreichste Demontage und Entsorgung eines Atomkraftwerks zur Verfügung. Auf dem Gelände entstand bereits das atomare Zwischenlager Nord.
Abtransport
Auch das Atomkraftwerk in Rheinsberg im Bundesland Brandenburg wurde stillgelegt. Sein Reaktordruckbehälter wird auf unserem Bild von 2007 ins atomare Zwischenlager Lubmin transportiert.
Atomwaffentaugliches Uran in Garching
Versuche mit Neutronen im physikalischen und medizinischen Bereich können Wissenschaftler am Forschungsreaktors in Garching bei München betreiben. Der Forschungsreaktor ist international umstritten, weil als Brennstoff atomwaffentaugliches hochangereichertes Uran verwendet wird.
AKW Kalkar als Freizeitpark
Der Kühlturm gehört zum ehemaligen Schnellen Brüter Kalkar, der jedoch nie seinen Betrieb aufnahm und 1991 endgültig stillgelegt wurde. Am Niederrhein im "Kernwasser Wunderland" wird seither nicht Strom, sondern Vergnügen erzeugt.