Polizistenmörder bekannte sich zum IS
14. Juni 2016"Wir werden aus der EM einen Friedhof machen", sagte der Angreifer Larossi Abballa in einem auf Facebook veröffentlichten Video, wie der Experte David Thomson berichtet. Thomson ist ein auf Terrorismus spezialisierter Journalist des französischen Senders RFI und Verfasser des Buches "Die französischen Dschihadisten".
Der Pariser Staatsanwalt François Molins bestätigte, dass der Islamist Larossi Abballa am Montagabend ein Bekennervideo bei Facebook hochlud. Nähere Angaben zum Inhalt machte der Anti-Terror-Ermittler nicht. Der 25-jährige Islamist veröffentlichte demnach auch zwei Tweets, in denen er sich zu der Tat bekennt.
Polizist erstochen
Er hatte am Montagabend einen 42-jährigen Polizisten vor dessen Wohnhaus im westlich von Paris gelegenen Magnanville erstochen. Im Haus tötete er die 36-jährige Lebensgefährtin des Polizisten, bevor er von Eliteeinheiten der Polizei erschossen wurde. Der dreijährige Sohn des Paares blieb unverletzt, stand aber unter Schock.
Nach den Angaben des Journalisten handelt es sich um ein 13 Minuten langes Video. Darin verliest Abballa "sehr ruhig und lächelnd" eine offenbar zuvor geschriebene Botschaft, wie Thomson, der das inzwischen gelöschte Video angesehen hatte, berichtet. Auf dem unter dem Pseudonym Mohamed Ali veröffentlichten Facebook-Konto habe Abballa zunächst der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) seine Treue geschworen und dann andere Muslime zum Dschihad aufgerufen.
Aufruf zu weiteren Morden
Das Video sei in dem Haus des getöteten Paares aufgenommen worden, während sich dessen Kind noch darin aufgehalten habe. "Er sagt, einen Polizisten und seine Frau getötet zu haben", berichtete Thomson. Dann rufe Abballa auf, "Polizisten, Journalisten, öffentliche Personen, Gefängniswärter und Rapper" anzugreifen und nenne etwa zehn Personen mit Namen.
Staatsanwalt Molins bestätigte, in dem Haus der Opfer sei nach der Erstürmung durch Sondereinheiten eine Liste mit potenziellen Zielen gefunden worden. Beschlagnahmt wurden auch drei Messer, darunter die blutverschmierte Tatwaffe, im Auto des Täters außerdem ein Koran und weitere islamische Werke.
Telefon abgehört
Abballa war bereits 2013 wegen dschihadistischer Umtriebe zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Zuletzt war er bei Ermittlungen zu einer mutmaßlichen Dschihadisten-Gruppe mit Verbindungen nach Syrien erneut ins Visier der Justiz geraten. Abgehörte Telefonate hätten aber keinen Hinweis darauf ergeben, dass er bald zur Tat schreiten könnte, sagte Staatsanwalt Molins.
Erst im Januar hatte Abballa einen Lieferservice für Halal-Sandwiches gegründet. "Er war super nett", sagte ein Nachbar in dem Problemviertel Val-Fourré von Mantes-la-Jolie, wo Abballa wohnte. "Ich habe ihn nie in der Moschee gesehen."
uh/sti (dpa,afp)