Auch 2013 kein neuer Großflughafen
7. Januar 2013Die Eröffnung des neuen Großflughafens Berlin-Brandenburg wird sich mindestens bis in das Jahr 2014 verzögern, hieß es am Sonntagabend in der Hauptstadt. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung gemeldet, die Betreibergesellschaft habe den Einweihungstermin am 27. Oktober 2013 abgesagt. Es ist nicht die erste Absage.
Ein neuer Zeitpunkt ist offen, aber nun geht man in Berlin vom nächsten Jahr aus. Die "Bild"-Zeitung berichtete, die Flughafenbetreiber hätten die Gesellschafter bereits am 18. Dezember informiert, dass eine Eröffnung aufgrund massiver Baufehler nicht vor dem Jahr 2014 möglich sei. Gesellschafter des Flughafens sind die Länder Berlin und Brandenburg und zu einem kleineren Anteil der Bund. Weder Sprecher des Berliner Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit noch des Brandenburger Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (beide SPD) waren am Abend für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch der Sprecher der Flughafengesellschaft reagierte nicht.
Alles schon seit Dezember bekannt?
Die "Bild"-Zeitung berief sich auf einen internen Vermerk einer am Bau des Flughafens beteiligten Firma. Bei einer vertraulichen Besprechung im Besucherzentrum in Schönefeld habe Technik-Chef Horst Amann eine Eröffnung 2013 ausgeschlossen. Hauptproblem sei, dass beim Brandschutz abweichend von der Baugenehmigung gebaut wurde.
Fachleute hatten seit längerem Zweifel, dass der 27. Oktober als Eröffnungsdatum für den Berliner Flughafen gehalten werden kann. Vor kurzem zog auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in Zweifel, dass der Flughafen im Oktober seinen Betrieb aufnehmen könne. Medienberichten zufolge soll der Airport statt der ursprünglich geplanten 2,8 Milliarden mindestens 4,3 Milliarden Euro kosten. Der Bund ist mit 26 Prozent an der Betreibergesellschaft des Flughafens beteiligt, die Länder Berlin und Brandenburg mit je 37 Prozent.
Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses zum Flughafenbau, Martin Delius (Piratenpartei), kritisierte die Informationspolitik der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg scharf: "Dass wir aus der Boulevardpresse erfahren müssen, dass der Eröffnungstermin 2013 eventuell nicht zu halten sein wird, ist eine Frechheit", sagte Delius. "Wir alle hätten erwarten dürfen, noch im vergangenen Jahr darüber informiert zu werden." Dass eine Eröffnung 2013 unrealistisch sei, habe sich bereits seit Wochen abgezeichnet, ergänzte Delius. "Im Moment wird noch immer nicht mit 100 Prozent an der Baustelle gearbeitet."
Die Grünen im Abgeordnetenhaus forderten eine Sondersitzung des Abgeordnetenhaus noch in dieser Woche. Wowereit müsse dort Rede und Antwort stehen.
Auf Klarheit dürften unter anderem die Fluggesellschaften dringen. Die Airlines - allen voran Air Berlin, die am neuen Airport mit dem weltweiten Kürzel BER etliche Umsteigeflüge anbieten will - brauchen irgendwann Planungssicherheit. Ursprünglich hatte der Flughafen bereits im Oktober 2011 seinen Betrieb aufnehmen sollen. Ob Airport-Chef Rainer Schwarz im Amt bleiben wird und was aus der politischen Zukunft der Kontrolleure Wowereit und Platzeck wird, ist höchst fraglich.
ml/re (dpa, rtr, dapd)