Deutsche Konzerne rechnen sich arm
28. Mai 2013Deutsche Konzerne sparen nach Medienberichten jährlich Milliarden Steuern, weil sie sich arm rechnen oder Gewinne ins Ausland verlagern. Nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" errechneten die Wirtschaftsforscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, dass zwischen den nachgewiesenen Profiten der Kapital- und Personengesellschaften und den steuerlich erfassten Gewinnen nach den letzten verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2008 eine Lücke von rund 92 Milliarden Euro klaffte.
"Sollte unsere Schätzung stimmen, zahlten die deutschen Unternehmen zwischen 2001 und 2008 nur etwa 21 Prozent Steuern auf ihre Gewinne - und damit deutlich weniger als vom Gesetzgeber vorgesehen", zitiert die "Welt" Stefan Bach, den Steuerexperten des DIW. Auffällig sei das hohe Niveau an steuerlichen Verlusten und Verlustvorträgen, das die Unternehmen vor sich herschleppten. Inzwischen seien es 568 Milliarden Euro.
Dauerhafte Besteuerungslücke
"Dies deutet auf Steuerbefreiungen, Steuervergünstigungen oder Gestaltungsmöglichkeiten hin, die systematisch zu deutlich reduzierten Besteuerungsgrundlagen führen", wird Bach weiter zitiert. Der Steuerexperte räumte nach dem Bericht der Zeitung ein, dass die Zahl von 92 Milliarden Euro mit einigen Schätzfehlern behaftet sein könne. "Wir sind bei unseren Untersuchungen jedoch auf eine dauerhafte Besteuerungslücke gestoßen", sagte er. So habe die Steuerlücke seit 2000 stets über 90 Milliarden Euro betragen. 2007 seien es sogar 120 Milliarden gewesen.
Zuletzt waren die US-Konzerne Apple, Amazon, Google und Starbucks wegen geringer Steuerzahlungen in die Kritik geraten. US-Politiker hatten zum Beispiel dem Computerkonzern Apple vorgeworfen, über irische Tochterfirmen höhere Abgaben in den USA zu vermeiden. Irland ist für seine niedrigen Steuersätze bekannt.
wen/ul (rtr, dpa)