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Auch eine Deutsche in der Türkei inhaftiert

5. August 2016

Seit gut drei Wochen rollt in der Türkei eine große Welle der Festnahmen, angeblich um Putschisten und deren Unterstützer aufzuspüren. Inzwischen sitzt dort auch eine verdächtige Deutsche hinter Gittern.

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Polizisten in Istanbul (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/B. Kara

Türkische Sicherheitsbehörden haben bei der Fahndung nach mutmaßlichen Putschisten und Verschwörern erstmals auch eine deutsche Staatsbürgerin festgenommen. Der Fall sei dem Auswärtigen Amt bekannt, sagte ein Sprecher auf Anfrage in Berlin. Er bestätigte damit Informationen des Westdeutschen Rundfunks, des Norddeutschen Rundfunks und der "Süddeutschen Zeitung" aus Regierungskreisen. Grund für die Festnahme sei der Verdacht auf Zugehörigkeit zur Bewegung des Predigers Fetullah Gülen, in dem die türkische Regierung den Drahtzieher des Umsturzversuches von Mitte Juli vermutet.

Die deutsche Botschaft in Ankara bemüht sich den Medienberichten zufolge seit Tagen vergeblich um Kontakt zu der Frau. Bei ihr sollen Bücher gefunden worden seien, die auf Kontakte zur Gülen-Bewegung oder eine Mitgliedschaft hinwiesen. Weiter hieß es aus dem Ministerium, dass man darauf dränge, die Deutsche schnell konsularisch betreuen zu können.

Das Medientrio berichtet weiter, es sei unklar, warum sich die Frau in der Türkei aufhielt und ob sie dort lebt. Ebenso wenig sei bekannt, ob sie neben der deutschen auch die türkische Staatsangehörigkeit besitzt. Die Frau ist dem Bericht zufolge die erste deutsche Staatsbürgerin, die von der Verhaftungswelle betroffen ist. Von den Verhaftungen waren bisher vor allem Staatsbedienstete betroffen. Nach Regierungsangaben wurden seit dem Putschversuch zudem fast 59.000 von ihnen suspendiert. Insgesamt wurden etwa 26.000 Menschen festgenommen, gegen 13.000 Verdächtige erging Haftbefehl. Die Reisepässe von fast 75.000 Personen wurden für ungültig erklärt, um eine Flucht ins Ausland zu unterbinden.

Gülen kritisiert Erdogan

Derweil kritisierte der im US-Exil lebende Gülen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in scharfer Form. Ein Gericht in Istanbul hatte am Donnerstag wegen des Putschversuchs Haftbefehl gegen Gülen erlassen. Das sei einmal mehr Beweis dafür, dass sich Erdogan immer mehr dem Autoritarismus zuwende und sich von der Demokratie entferne, hieß es in einer Stellungnahme des Predigers, der als Erzfeind Erdogans gilt. Das Justizsystem in der Türkei sei nicht unabhängig, kritisierte er.

Die türkische Regierung verlangt von den USA die Auslieferung Gülens. Dieser wies in der Stellungnahme erneut jegliche Beteiligung an dem Umsturzversuch zurück. Die türkische Regierung hatte mehrere Dossiers über den Prediger nach Washington geschickt. Vertreter der US-Seite sind laut einem Bericht des "Wall Street Journal" bisher aber nicht von der Stichhaltigkeit der Dokumente überzeugt.

kle/uh (dpa, afp)